Essen. Weil der Eigentümer der Schrottimmobilie an der Gladbecker Straße die Rechnung nicht zahlt, haben die Stadtwerke die Absperrventile zubetoniert. Kirche hilft Mietern.
Lange Zeit schien es so, als sei die Schrottimmobilie Gladbecker Straße 305-307 auf dem Wege der Besserung. Doch dieser Schein trügt: Am Mittwochmorgen haben die Stadtwerke den Hausbewohnern den Wasserhahn endgültig abgedreht. Der Grund: Hauseigentümer D., ein umtriebiger Kaufmann aus Gelsenkirchen und Betreiber eines Groß-Restaurants auf der Altendorfer Straße, hat trotz mehrfacher Mahnungen die Wasserrechnung nicht bezahlt. Die offene Forderung, erzählen Mieter, soll sich auf rund 10 000 Euro belaufen.
Absperrventile nach Katz- und Maus-Spiel mit Flüssigbeton gefüllt
„Ein Leben ohne Wasser, das ist für uns eine Katastrophe“, klagt ein junger Vater, der mit seiner Frau und vier kleinen Kindern eine Wohnung in der Nummer 309 bewohnt. „Die Kinder müssen zur Schule und können sich nicht waschen“, fügt eine verzweifelte Mutter hinzu.
Wie Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun bestätigt, sind die Absperrventile bereits am 19. August zugedreht worden. Neben den Häusern auf der Gladbecker ist auch das zu diesem heruntergekommenen Quartier gehörende Eckhaus De-Wolff-Straße 2 von der Sperrung betroffen. Doch die Hausbewohner setzten sich eigenmächtig über die Sperrung hinweg und drehten die Ventile wieder auf: ein makabres Katz-und-Maus-Spiel.
Am Mittwoch schließlich waren die Stadtwerke-Techniker mit ihrer Geduld am Ende. Sie füllten die auf der viel befahrenen Bundesstraße B 224 liegenden Absperrventile kurzerhand mit Flüssigbeton der Marke „Rakofix“ ab – eine Versiegelung der schnell abhärtenden Art. Bewohnt werden die Problemhäuser fast ausnahmslos von rumänischen Zuwanderern, die meisten von ihnen Roma, die hüben wie drüben in bitterer Armut leben und sich hier als Schrottsammler verdingen.
„Betroffen sind auch zwei hochschwangere Frauen sowie Säuglinge“
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„Manche gehen auch auf der Kettwiger betteln“, berichten Anwohner. Wie es heißt, wohnen zwölf meist kinderreiche Familien, in den Häusern. Die Wassersperrung vom Mittwoch ist übrigens nicht die erste, schon vor einem Jahr saßen die Anwohner auf dem Trockenen. Damals suchten sie die naheliegende Tankstelle auf und schleppten das kostbare Gut in Kanistern nach Hause.
An diesem Mittwoch fanden sie Hilfe im naheliegenden Paul-Humburg-Haus der evangelischen Kirchengemeinde Altenessen. Wer keinen Kanister hatte, füllte Trinkwasser hastig in einfache Eimer. Seit fast einem Jahr betreut hier die „Neue Arbeit“ des Diakoniewerks (Migranten in Arbeit) die auf der Gladbecker Straße lebenden Zuwanderer.
Anwohner und auch Sozialarbeiter schüttelten über die Wassersperrung den Kopf. Dass der Streit zwischen den Stadtwerken und dem säumigen Hauseigentümern so knallhart auf dem Rücken der Anwohner ausgetragen werde, empfinden sie als „skandalös“. „Betroffen sind auch zwei hochschwangere Frauen sowie Säuglinge“, sagt eine entsetzte Sozialarbeiterin.