Essen-Karnap. . Die katholischen Gemeinden müssen sparen. Deshalb hat die Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen-Horst beschlossen, die Karnaper Kirche zu schließen.
Große Veränderung stehen erneut der katholischen St. Marien-Gemeinde in Essen-Karnap bevor: Die Kirche am Meersternweg soll 2017 geschlossen werden. Ob sie abgerissen oder anders genutzt wird, steht noch nicht fest. Das Gemeindezentrum mit Notkirche bleibt dagegen erhalten, entweder als ein ökumenisches Zentrum oder als Stadtteil- und Kulturzentrum. Gestern Abend fand ein erstes Treffen mit möglichen Kooperationspartnern statt.
Weniger Katholiken und Gottesdienstbesucher, weniger Priester und ein stagnierendes Kirchensteuer-Aufkommen zwingen das Bistum Essen zu weiteren Sparanstrengungen. So sollen jetzt die Ausgaben der Gemeinden bis 2030 um 50 Prozent sinken, verglichen mit 2015.
St. Marien in Karnap ist betroffen, weil die Gemeinde seit September 2007 zur damals neugegründeten Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen gehört. Diese wurde aus fünf bis dahin selbstständigen Gemeinden gebildet. St. Marien ist seitdem eine Filialkirche der St. Laurentius-Gemeinde in Horst-Süd.
Folgekosten nicht mehr tragbar
Die Gemeinde wurde jetzt über das Zukunftskonzept informiert. Dieses wurde vom Pastoralteam, dem Vorstand des Gemeinderates, Mitgliedern des Kirchenvorstands, dem Kreis junger Familien und einem Jugendvertreter entwickelt. Es sieht u. a. die Aufgabe der Kirche am Meersternweg in etwa zwei Jahren vor, weil die Folgekosten nicht mehr tragbar seien, wie Bistumssprecher Ulrich Lota sagt: „Eine Kirche zu erhalten, in die niemand geht, kann es nicht sein. Wir wollen ja nicht Steine hüten.“
Anders sieht es mit dem benachbarten Gemeindezentrum aus. Es ist Karnaps größter verbliebene Veranstaltungsort und bietet mit Kinobestuhlung rund 240 Personen Platz, bei festlichen Veranstaltungen wie in Kürze beim Wein- und Herbstfest können sich 160 Besucher vergnügen. Träger ist seit 2007 der Förderverein der Gemeinde, der – ähnlich einem Schul-Förderverein – in der Lage ist, Erlöse aus Gemeinde(-fest)-Veranstaltungen zu erzielen und sie der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Schon heute wird der Saal auch von anderen Gemeinden, aber auch von Vereinen, Parteien oder für Familienfeiern genutzt.
Um ihn dauerhaft zu erhalten, sollen jedoch weitere Akteure mit ins Boot. Berthold Hiegemann, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates: „Wir müssen den Förderverein aus dem geschlossenen Kreis der katholischen Kirche öffnen.“
Förderverein möchte sich neuen Partnern öffnen
Knapp drei Jahre nimmt sich die Karnaper Gemeinde nun Zeit, ein Konzept für das Gemeindezentrum auszuarbeiten, um es dann dem Bischof vorzulegen. Am Donnerstagabend lud der Förderverein bereits zu einer ersten Informationsveranstaltung ein. Neben der evangelischen und anderen Gemeinden waren auch CDU, SPD und EBB sowie die Vereine eingeladen. Sie sollen als Kooperationspartner ebenfalls Ideen entwickeln, wie die Immobilie aus dem Haushaltsbudget der Gemeinde gelöst werden kann, ohne dass sich diese völlig zurückzieht. Denkbar ist, dass die Kirche Eigentümerin bleibt, oder sie überträgt das Gemeindezentrum für einen symbolischen Preis von 1 Euro dem Förderverein. „Doch so weit sind wir noch nicht“, bittet Berthold Hiegemann noch um Geduld.
Keine Geduld mehr haben die Karnaper Katholiken allerdings mit ihrem Kirchengebäude. „Die Substanz ist nicht mehr zu halten. Eine Kernsanierung würde eine siebenstellige Summe kosten“, sagt Berthold Hiegemann. Das 1962/63 errichtete Gotteshaus habe „Baufehler, die erst spät zum Tragen gekommen“ seien. Zu spät, um sich noch an den Architekten wenden zu können. Allerdings verhindere auch er mit seiner Familie, dass die Schäden (Ausblühungen am Mauerwerk) durch Vorbauten verdeckt werden könnten. Deshalb gebe es nach 2017 keine Alternative. Und die heißt Abriss.