Essen. . Gut 1000 Jugendliche werden dieser Tage in Essen konfirmiert: Sie sehen das als Schritt zu Gott –und geben zu, dass auch Geschenke eine Rolle spielen.

Sie haben „Briefe an Gott“ geschrieben, die kein Mensch lesen wird. Auf dem Altar der evangelischen Kirche in Rellinghausen an der Oberstraße wird an diesem Sonntag ein großer Umschlag mit den Briefen liegen, gut sichtbar für alle. 19 Jugendliche feiern dort ihre Konfirmation, insgesamt sind es in diesen Wochen rund 1000 Jugendliche im Stadtgebiet.

Mit dem Konfirmationsgottesdienst endet für die 13- und 14-Jährigen der einjährige Unterricht; zwei Stunden wöchentlich kamen sie zusammen, immer dienstags von 17 bis 19 Uhr. In den „Briefen an Gott“ haben sie aufgeschrieben, was sie sich wünschen für ihr Leben, erhoffen, vielleicht auch Sorgen. „Die Briefe sind vertraulich, sie entstanden in einem Moment der Stille“, berichtet Pfarrer Andreas Volke. Konfirmation – das bedeutet für ihn „eine bewusste Entscheidung in der Stille, kein Gelöbnis“.

"Gegenteil von dem, was in der Schule im Religionsunterricht passiert"

Im Konfirmationsunterricht haben die Jugendlichen nicht nur über ihren Glauben gesprochen, sondern Orte aufgesucht, an denen Christen arbeiten. „Wir waren in der Bahnhofsmission“, erzählen sie. Und sie haben mit einem Krankenhaus-Seelsorger in Huttrop gesprochen, besuchten die „Neue Arbeit“ der Diakonie, probierten selbst aus, wie es sich anfühlt, in einem Rollstuhl sitzen zu müssen. Sichtlich bewegt sind die Jugendlichen davon noch heute, erzählen auch von dem Besuch einer Bestatterin, die aus dem Alltag berichtete.

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„Das war interessant, es war das Gegenteil von dem, was in der Schule im Religionsunterricht passiert, wo wir fast nur mit Büchern arbeiten“, sagt Lotte. Konstantin ergänzt: „Es ging vor allem um praktische Sachen des Lebens. Das war spannend.“ Genau so hat es Pfarrer Andreas Volke auch beabsichtigt: „Ziel des Unterrichts ist es, konkrete Orte zu zeigen, an denen Christen wirken.“

Für alle Konfirmanden ist der Sonntag ein großer Tag

Für alle Konfirmanden ist der Sonntag ein wirklich großer Tag, die Jungs haben sich Anzüge gekauft oder zumindest Sakkos; die Mädchen werden Kleider tragen oder Hosenanzüge. Am nächsten Tag gibt es für die Konfirmanden schulfrei, die meisten feiern groß mit ihren Familien, und niemand macht einen Hehl daraus, dass es auch um Geschenke geht, die meisten wünschen sich nur Geld, doch Benny sagt: „Es ist auch ein großer Schritt zu Gott.“ Mit der Konfirmation sind die Jugendlichen vollwertige Gemeindeglieder wie Erwachsene.

Jetzt, wo der Unterricht seinem Ende entgegengeht, stellen Alicia und Luisa fest, „dass am interessanten war, wie gut wir als Gruppe zusammen waren“. Obwohl sie viele andere schon vorher aus der Schule kannten oder vielleicht auch gar nicht, „hat sich eine neue, tolle Gemeinschaft ergeben“. Dazu beigetragen haben sicherlich auch die Kanutour über die Ruhr mit den Eltern oder die gemeinsame Vorbereitung für den Sonntag. Und trotz des guten Gefühls, das sie alle zusammen haben: „Aufgeregt sind wir trotzdem.“