Essen. . Das Urinal steht, der Umzug der Trinkerszene zur Hollestraße beginnt: Sozialarbeiter sollen jetzt am Willy-Brandt-Platz Überzeugungsarbeit leisten.

Ein mausgraues Edelstahl-Urinal für die größte Not, davor fünf noch schmucklosere Waschbetonwürfel – fertig ist der neue Trinkertreff an der Hollestraße. Und es ist wohl Absicht, dass der Standort zwischen Hauptbahnhof und Ibis-Hotel nicht allzu einladend wirkt.

Ob er dennoch angenommen wird von den Szenegängern, die sich zum Leidwesen von Anrainern und Politik nach wie vor am Willy-Brandt-Platz aufhalten, werden die kommenden Wochen zeigen. Nach Jahren der Diskussion und nach Monaten der Vorbereitung ist die Stadt jetzt startklar, um die Verlagerung über die Bühne zu bringen.

Gespräch mit Nachbarn ist geplant

Das Konzept steht seit längerem und auch die notwendigen Sozialarbeiterstellen sind jetzt besetzt. Bevor es losgeht, will Ordnungsdezernent Christian Kromberg erst einmal das Gespräch mit den Geschäftsleuten und Hotelbetreibern suchen, die beklagt hatten, nicht gefragt worden zu sein: „Wir werden jetzt auf die alten und neuen Nachbarn zugehen, um ihnen zu erläutern, was wir vorhaben.“

Das ist ziemlich schnell gesagt: Es wird ein Umzug auf die sanfte Tour werden, sagt Christian Kromberg: „Wir setzen jetzt niemandem die Pistole auf die Brust.“ Und er soll möglichst geräuschlos und ohne viel Aufhebens über die Bühne gehen. „Es gibt nicht den einen Stichtag, an dem es losgeht“, stellt der Ordnungsdezernent klar.

Über 300 Polizei-Einsätze in drei Jahren am Willy-Brandt-Platz

Zunächst werden die Streetworker der Suchthilfe aufklärend auf die Szenegänger einwirken. Erst wenn sich danach eine gewisse Hartnäckigkeit abzeichnen sollte, am alten Standort auf dem Willy-Brandt-Platz bleiben zu wollen, werde man den Druck nach und nach erhöhen. Die Stadt weiß, dass der Erfolg des Vorhabens entscheidend von der Bereitschaft der Betroffenen abhängt, den neuen Treff wirklich anzunehmen. Bei aller Konsequenz dürfe man das Augenmaß nicht verlieren, heißt es.

Seit dem Frühjahr ist die Politik ungeduldig, eigentlich sollte der Standort für die Trinkerszene längst fertig sein. Nun, da der Umzug unmittelbar bevorsteht, sei es wichtig, die Anrainer mit einzubinden, machten SPD und CDU deutlich: „Die Sorgen aus der Nachbarschaft nehmen wir sehr ernst.“

Die Polizei hat in den letzten drei Jahren über 300 Einsätze am Willy-Brandt-Platz gefahren, „deren Anlässe in Delikten zu sehen sind, die typischerweise in der Häufung einer Trinkerszene zugeordnet werden können“. Angriffe auf Personen hat es laut Sozialdezernent Peter Renzel nicht gegeben,