Essen. Das Ibis-Hotel erfuhr erst im Nachhinein, dass die Trinkerszene in die Nachbarschaft ziehen soll. Auch andere Anrainer werfen der Stadt Essen schlechten Stil vor.
Iris Lenzner sieht mit einiger Sorge dem Monat August entgegen. In einigen Wochen – so zumindest der letzte Stand – soll die Trinker- und Drogenszene vom Willy-Brandt-Platz an die Hollestraße verdrängt werden. Dann hat die Direktorin des Ibis Hotels die Szene in direkter Nachbarschaft. Glücklich ist sie darüber keinesfalls, verweigert sich einer Lösung aber auch nicht. „Es muss ja etwas passieren.“
Was Iris Lenzner allerdings sehr verärgert hat, ist die Art und Weise, wie sie davon erfuhr. Am 26. Juni hatte Oberbürgermeister Reinhard Paß in einer Pressekonferenz öffentlich gemacht, dass die Szene an die Hollestraße an die ehemalige Caritas-Suppenküche umziehen soll. Allerdings hatte bis zu diesem Zeitpunkt niemand aus der Stadtverwaltung einmal mit Iris Lenzner über die Pläne gesprochen. Sie musste sie in der Zeitung lesen. „Es wäre schön gewesen, wenn man mit uns zusammen versucht hätte, einen Kompromiss zu finden“, sagt sie. „Wir hätten gerne die Möglichkeit gehabt, unsere Wünsche in das Konzept mit einzubringen.“
Wunsch nach mehr Sauberkeit
Mit ihrer Kritik steht sie nicht allein da. Auch andere Anrainer waren sprachlos, als sie davon aus den Medien erfuhren. Eine Sprecherin vom Haus der Technik sagte: „Wir wären natürlich gerne im Vorfeld informiert und in den Prozess eingebunden worden.“ Bedenken sollen im Nachgang auch von der FOM-Hochschule gekommen sein. Denn der neue Trinkertreff liegt auf dem Weg der Studenten, die vom Hauptbahnhof zur Herkulesstraße laufen. Auch der Besitzer des benachbarten Bürogebäudes an der Hollestraße, die Körfer’sche Verwaltungsgesellschaft, erfuhr erst im Nachgang von den Plänen.
Iris Lenzner befürchtet, dass sich die Situation im Umfeld des Hotels weiter verschlechtert. Schon heute werde es als öffentliche Toilette missbraucht. Außerdem lade das dichte Buschwerk entlang des Fußwegs regelrecht dazu ein, Müll in der Botanik zu entsorgen. Die Reinigung in dem Dickicht ist zudem schwierig. Die Hoteldirektorin schlägt deshalb vor, das Grün an dieser Stelle des Fußwegs auszulichten und künftig die Stadtreinigung mehrmals am Tag am neuen Trinkertreff einzusetzen. „Mit Polizeipräsenz allein ist es nicht getan“, sagt Iris Lenzner, die bereits alle Stadtrats-Fraktionen angeschrieben hat. Der einzige, der sich persönlich bei ihr blicken ließ, war CDU-Fraktionschef Thomas Kufen. Er kritisierte beim Stammtisch des Bürgervereins Stadtmitte am Mittwochabend auch öffentlich die mangelhafte Kommunikation der Verwaltung. Er forderte die Stadt auf, offenzulegen, was sie bewogen hat, die Szene dorthin zu verlagern. Ordnungsdezernent Christian Kromberg kündigte gestern an, dass er mit Iris Lenzner das Gespräch suchen werde. Gleichzeitig betonte er, dass die Stadtverwaltung die Szene „intensiv“ mit Sozialarbeitern begleiten werde, so dass von ihr keine Belästigung ausgehen werde.
Iris Lenzner hofft dennoch, dass noch nicht alles in Stein gemeißelt ist, und dass sie als Anrainerin ihre Vorstellungen in das Konzept noch einbringen kann. „Das wäre mir wichtig“, betont sie.