Essen. Festsaal, Salzlager oder Club: Die Philharmonie Essen hat sich beim Festival Now breit aufgestellt und die Spektralmusik in den Mittelpunkt gerückt.

Zeitgenössische Musik statt klassischer Klänge. Grisey und Haas statt Beethoven oder Brahms. Spielorte wie Philharmonie, Salzlager und Hotel Shanghai. Mit dem Festival für Neue Musik Now nimmt die Philharmonie viele Besucher wohl auf eine bislang unbekannte Reise, bei der die Spektralmusik in den Mittelpunkt rückt. Eine Stilrichtung, die sich in den 1970er Jahren in Paris herausbildete. Beim Festival lautet das Motto nun „Prismen“.

20 Veranstaltungen stehen vom 22. Oktober bis 8. November an, dazu zählen Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen. Die Verantwortlichen haben Komponisten, internationale Ensembles und regionale Musiker für die zeitgenössische Reihe gebündelt, um sich breit aufzustellen, erklärt Intendant Hein Mulders.

18 Stunden lang wird das Werk wiederholt

Ihre Ideen haben sie rund um ein internationales Werk entwickelt: Gérard Griseys „Les espaces acoustiques“. Aufgeführt wird es vom WDR Sinfonieorchester Köln (7. November, Philharmonie). Im RWE Pavillon steht bei der Satie-Nacht ein Musikmarathon mit dem Klavierstück Vexations (Schikanen, Quälerei) an: 18 Stunden lang wird es wiederholt. Ein meditatives Ereignis, der Besucher entscheidet, wie lange er folgt.

Der musikalische Weg führt aber auch zurück zu Ravel, dem Urvater der Spektralmusik (5./6. November). „Wir spannen den programmatischen Bogen von der Historie zur Gegenwart und blicken in die Zukunft“, sagt Marie Babette Nierenz, künstlerische Leiterin der Philharmonie. Sie wollen das Publikum abholen, es mit den oft ungewohnten Klängen nicht allein lassen.

Spektralmusik basiere vor allem auf Obertönen der Klänge, erläutert Professor Thomas Neuhaus. Seine Herausforderung wird das Oberhausener Gasometer sein, der wegen seines langen Nachhalls gar als unbespielbar gelte. Die Spektren des runden Raumes hört das Publikum beim Ensemble folkwang modern und den Werken von Neuhaus und Lukas Tobiassen (24. Oktober).

Auch interessant

Eröffnen werden das Festival die Bochumer Symphoniker und das Chor-Werk Ruhr mit der Uraufführung von Malika Kishions „Chant“ sowie dem Stück „Gondwana“ von Tristan Murail (23. Oktober) in der Philharmonie. Dort sind am 25. Oktober das Ensemble Garage sowie die französische Künstlergruppe intercontemporain zu Gast. Im Salzlager auf Zollverein gibt Sounddesigner Robert Henke ein Performancekonzert (31.Oktober). Paul Frick erwartet Gäste zur Clubnacht (30. Oktober) im Hotel Shanghai.

Vor der Musik steht die Einführung ins Motto von Folkwang-Professor Günter Steinke in der Philharmonie (22. Oktober, 19.30 Uhr).