Zum vierten Mal zeigt sich die Philharmonie Essen experimentierfreudig und widmet sich zeitgenössischen Klängen. Gemeinsam mit der Folkwang Universität, der Stiftung Zollverein, der Folkwang Musikschule und dem Landesmusikrat NRW lädt sie erneut zum Festival für Neue Musik „NOW!“, das dieses Jahr unter dem Motto „Parallelwelten“ steht.
„Wir erfahren jedes Jahr mehr Zuspruch“, sagt Intendant Hein Mulders, und das „obwohl zeitgenössische Musik nicht für Jedermann ist“. 20 Konzerte werden es sein, die vom 31. Oktober bis zum 16. November in der Philharmonie, auf Zollverein, in der Casa, der Folkwang Uni und im Hotel Shanghai das Publikum in ungewohnte Hörerlebnisse und parallele Welten entführen. Darunter zwei Uraufführungen der Komponisten Orm Finnendahl und Oliver Schneller (16. November, 16.30 Uhr, Philharmonie), auf die sich Günter Steinke, Professor an der Folkwang Uni, besonders freut: „Das ist ein spannendes Musikprojekt, das mit Sinnestäuschungen spielt.“ So wird der große Saal und das Foyer der Philharmonie mit einbezogen, „wir sind sehr neugierig, wie das wirkt“.
Erstmals in der noch jungen Geschichte des Festivals wird es eine szenische Produktion geben: George Benjamins gesellschaftskritische Oper „Into the Little Hill“, die auf dem Rattenfänger von Hameln basiert, wird als Gemeinschaftswerk der Philharmonie, des Aalto Theaters und des Schauspiel Essens gleich vier Mal auf die Bühne gebracht (1. November, 19 und 21 Uhr, 5. und 7. November, 19.30 Uhr, Schauspiel Essen, Casa).
Starten wird „NOW!“ mit der spektakulären Musik- und Animationsfilm-Performance „Krazy Kat“, (31. Oktober, 20 Uhr, Philharmonie) einer Hommage an den Kult-Cartoonosten Georg Herriman. „Krazy Kat ist einer der ersten Comics, die es in den USA gegeben hat“, erläutert Steinke. Dabei werden völlig neu konstruierte mikrotonale Instrumente von Harry Partch zum Einsatz kommen.
Auf ein großes Publikum hoffen Mulders und Steinke am 15. November: Ab 20.30 Uhr stehen in der Philharmonie drei Stummfilme von Charlie Chaplin im Mittelpunkt. Dazu spielt das Ensemble Modern Benedict Masons „ChaplinOperas“ von 1989, die als Meilensteine der Stummfilm-Soundtrackgeschichte gelten.
„Klassische Instrumente in einer völlig anderen Stimmung“ - so umschreibt Günter Steinke das Konzert mit dem poetischen Titel „Die Seele muss vom Reittier steigen...“ (1. November, 15 Uhr, Universität Folkwang, Neue Aula), in dem u.a. Stücke des zeitgenössischen palästinensischen Komponisten Samir Odeh-Tamini und seines israelischen Kollegen Tzvi Avni zu hören sind. Ein hörbarer Dialog der Kulturen - auch das gehört zur Neuen Musik.