Essen. . Der Wahlabend unterstreicht, dass Thomas Kufens Erfolg eine Mannschaftsleistung ist. Anders als die SPD hat die CDU geschlossen für ihren Kandidaten gekämpft.

In der Stunde des Erfolgs sind die Claqueure gemeinhin nicht weit, und so darf man sich wohl nicht wundern, dass der Saal der CDU im Rathaus am Sonntagabend aus allen Nähten platzt. So groß sind Hitze und Enge, dass eine junge Christdemokratin seufzt: „Hier passt keiner mehr rein.“

Einer passt dann doch noch rein: Thomas Kufen, der lang erwartete Spitzenkandidat trifft gegen viertel vor sieben endlich ein. Lässt die Temperatur noch einmal ein paar Grade steigen, weil der Saal nun tobt und tanzt, sich Gitarrenklänge und Thomas-Rufe zu einer so dissonanten wie fröhlichen Geräuschkulisse vermengen, und Essens CDU-Parteichef Matthias Hauer Mühe hat, dagegen an zu sprechen, den Wahlsieger zu begrüßen.

Einer der ersten Gratulanten ist Alt-OB Wolfgang Reiniger, der sich an die eigenen Wahlsiege erinnert fühlt und dem aktuellen Wahlsieger herzlich gratuliert: „Lieber Thomas Kufen, wir sollten jetzt eine Tradition begründen.“ Das klingt in diesem Moment nicht mal tollkühn, sondern drückt wohl aus, was viele hier empfinden. Dass sie nicht nur einen Oberbürgermeister abgelöst, sondern die Ära der SPD endgültig beendet haben.

Kufen (CDU) besiegt Paß (SPD)

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Jeden Stimmbezirk im Norden, der eine schwarze Färbung annahm, also der CDU zufiel, haben sie zuvor bejubelt. Ungläubig, dann immer selbstgewisser. Schließlich haben sie den Sieg hart erkämpft: Manche Jahrzehnte lang wie Ratsherr Klaus Diekmann, der sich an die Zeiten erinnert, „als das Ergebnis genau umgekehrt ausfiel“. Manche noch am Samstag wie Ratsfrau Barbara Rörig, die am Wahlkampfstand so viel Zustimmung hörte: „Das war fast unheimlich.“

Hier sind also keineswegs Claqueure oder Kriegsgewinnler versammelt, sondern ein Team, das leidenschaftlich für seinen Kandidaten stritt – und merkte, dass auf der anderen Seite die Leidenschaft fehlte. „Es hat in den vergangenen Wochen keinen Stimmungsumschwung bei der SPD gegeben – aber unsere Leute waren topmotiviert“, fasst das der frühere CDU-Chef Franz-Josef Britz zusammen, der Mann, der Kufen als Kandidaten vorgeschlagen hat. Ihm dankt Kufen in seiner kurzen Rede, „weil er immer an mich geglaubt hat“.

Beschämende Wahlbeteiligung

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Zuletzt waren es eben noch viel mehr, die an ihn glaubten, die ihn im Wahlkampf getragen haben. Und so erlaubt sich Thomas Kufen in seiner Dankesrede ein wenig Pathos, wenn er seinen Wahlkampfmanager dafür lobt, dass er ihn nicht verbogen habe („Ich konnte immer ich selbst sein.“), wenn er seiner Familie und seinem Partner dankt und seinen Unterstützern verrät: „Ich hab’ überall gespürt, wie stolz Sie auf mich waren, und das machte mich stolz, Ihr Kandidat sein zu dürfen.“

Auch Kufen kann nicht über eine Wahlbeteiligung hinwegsehen, die „beschämend für alle Demokraten“ sei. Darum sei er umso erleichterter, dass das Ergebnis so klar ausgefallen sei. Er wende sich aber auch an all jene, die ihn nicht gewählt hätten oder gar nicht zur Wahl gegangen seien, „weil sie das Vertrauen in die Politik verloren haben“. Er verspreche ihnen, dass er Oberbürgermeister aller Essener sein wolle. Das hat er schon häufiger formuliert, doch diesmal nennt er als ein Beispiel, „egal ob sie aus dem Libanon oder der Türkei kommen“. Kein Zufall, sitzen doch zwischen den Christdemokraten einige Vertreter der Familien-Union mit Gebetsketten in den Händen.

Nicht nur sie haben große Erwartungen an den künftigen OB, auch viele Grüne, die Kufen aus der gemeinsamen Zeit im Viererbündnis mit EBB und FDP gut kennen, sind zum Gratulieren gekommen. „Die Kommunikation kann nur besser werden“, sagt die Grüne OB-Kandidatin Gönül Eglence.

Konkrete Vorhaben will Kufen an diesem Abend indes nicht benennen. Morgen sei ein Arbeitstag: „Aber mein Vorschlag ist, dass wir jetzt ein bisschen feiern können.“