CDU-Kandidat Thomas Kufen deklassiert Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD) in der Stichwahl mit 62,6 Prozent. Selbst im Essener Norden lag Kufen vielfach vorn. Paß, der 37,4 Prozent erhielt, zieht sich aus der Politik zurück.

Thomas Kufen hat die Oberbürgermeisterwahl in Essen klar gewonnen. Nach Auszählung der 431 Stimmbezirke bekam der 42-jährige CDU-Kandidat 62,6 Prozent der Stimmen, Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD, 59) erhielt nur 37,4 Prozent. Paß wurde damit nach einer Amtsperiode abgewählt.

Die Wahl wird allerdings überschattet von einer Wahlbeteiligung die gegenüber der vom Bürger bereits sehr schwach wahrgenommenen Hauptwahl vor zwei Wochen noch einmal erheblich absank: Nur noch 27,7 Prozent der wahlberechtigten Essener gaben ihre Stimme ab, am 13. September waren es noch 33,9 Prozent gewesen.

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Dem fulminanten Ergebnis für Kufen entsprach der Jubel im Sitzungssaal der CDU. Kufen dankte seinem Wahlkampfteam, allen voran seinem Vorgänger als OB-Kandidat der Essener CDU, Franz-Josef Britz, „der immer an mich geglaubt hat“. Kufen erklärte, er wolle Oberbürgermeister aller Essener sein. „Diese Stadt hat ein großes Herz, hat Hände zum Anpacken. Ich werde dieser Stadt wieder eine starke Stimme verleihen, auch in Düsseldorf und Berlin.“ Sein Landtagsmandat werde er selbstverständlich aufgeben, „um 100 Prozent Oberbürgermeister zu sein“. Er nahm die Glückwünsche des Amtsinhabers entgegen, der sein Amt Mitte Oktober an ihn übergeben wird. „Machen Sie was draus!“, sagte Reinhard Paß.

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Von Jennifer Schumacher

Schon nach den ersten ausgezählten Wahllokalen gegen 18.15 Uhr, die ganz überwiegend im Norden der Stadt lagen, war die Spannung raus und Kufen lag faktisch uneinholbar vorn. Ein SPD-Kandidat, der zahlreiche Stimmbezirke in Altenessen oder Karnap verliert, kann in aller Regel in der Gesamtstadt nicht mehr gewinnen. Große Euphorie sofort bei der CDU. Zu Gast war im Saal unter anderem Alt-OB Wolfgang Reiniger, der sich an seinen eigenen Sieg 1999 erinnerte. Auch damals zeigten die Ergebnisse im Norden früh, wie die Wahl ausgehen würde. Klar kämen an einem solchen Abend auch Erinnerungen daran zurück, so Reiniger.

Das glatte Gegenteil, was die Stimmung betrifft, war im Saal der SPD zu besichtigen. „Die Wahl ist verloren, und zwar sehr deutlich, das ist bedauerlich, war aber nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs erwartbar“, sagte Reinhard Paß, der trotz seiner – insgeheim wohl selbst erwarteten – Niederlage auf Beobachter fast ein wenig gelöst wirkte. Er wisse, dass viele das Debakel an seiner Person und Persönlichkeit festmachen würden. „Aber ich bin eben wie ich bin.“

Kufen (CDU) besiegt Paß (SPD)

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Essens SPD-Parteivorsitzende Britta Altenkamp, die mit dem Hinweis, Paß sei „die falsche Person für das Amt“ seinen Ruf zu unterminieren half, schlug gestern etwas andere Töne an. „Der Kandidat und die Partei haben gemeinsam vom Wähler die rote Karte erhalten.“ Man werde sich nun genau anschauen müssen, wie es in Essen mit der Sozialdemokratie weitergehe, die „einige Hausaufgaben“ auferlegt bekommen habe. Das wird indes ohne den Noch-OB geschehen. Paß ließ bereits gestern klar durchblicken, dass er sich aus dem politischen Leben in Essen zurückziehen werde.