Essen. Der Verkauf der Wohnungsgesellschaft an die städtische EVV 1998 war ein Politikum. Nun heißt es: Kommando zurück. Denn die Holding befindet sich in gefährlicher Schieflage .
Als die Stadt Essen 1998 das Gros ihrer Allbau-Aktien an ihre Holding EVV verkaufte, um so den städtischen Haushalt zu sanieren, wurde dies als finanzpolitischer Coup gefeiert. Tatsächlich handelte es sich um ein Geschäft nach dem Motto rechte Tasche, linke Tasche. Eines, dass die Wohnungsgesellschaft bis heute nachhaltig belastet. Auch deshalb könnte es bald heißen: Kommando zurück. Die Stadt soll den Allbau zurück kaufen; das legt die Verwaltung der Politik nahe. SPD und CDU sprechen von einem gangbaren Weg. Und: Es wäre ein Plan B, der die finanziell angeschlagene EVV wieder auf Kurs bringen könnte.
Hintergrund: Seit Monaten wird hinter den Kulissen um die Gründung einer neuen Holding gerungen, in der die Stadt ihre Aktivitäten rund um das Verwalten und Bauen von Immobilien zusammenführt. Laut Stadtkämmerer Lars Martin Klieve soll die Immobilien-Holding den Allbau zum heutigen Marktwert übernehmen, was der EVV aus ihre Liquiditätskrise heraus helfen würde. Die EVV führt die Wohnungsgesellschaft zu einem Buchwert von 316 Millionen. Auf Seiten des Allbaus fürchtet man jedoch, die Finanzierung des Deals könnte die neue Holding überfordern. Laut einem Gutachten wäre sie mit mehr als 40 Millionen Euro unterfinanziert, und das über Jahre. Die Sorge: Um flüssig zu bleiben, müsste die Holding früher oder später Anlagevermögen, also Wohnungen, verkaufen.
Immobilien-Holding in nicht vom Tisch
Der Rückkauf des Allbau durch die Stadt kommt deshalb als Plan B ins Spiel. Der Vorschlag der Verwaltung: Die Stadt kauft den Allbau zum Marktwert von 340 Millionen Euro, in dem sie die laufenden Darlehen aus den 1990er Jahren übernimmt; diese hat sie ohnehin über Bürgschaften abgesichert. Unterm Strich wären nach Rechnung der Verwaltung noch 20 Millionen Euro über frische Kredite zu finanzieren. Auch das sei machbar. Der Vorteil. 2020 läuft die Zinsbindung für die bereits bestehenden Allbau-Darlehen ab. Kommunale Kredite lassen sich günstiger finanzieren, während die EVV etwa 0,5 Prozentpunkte mehr an Zinsen zahlen muss. Der Zinsvorteil macht das Geschäft aus Sicht der Stadt attraktiv.
Die EVV kann die jährliche Zinstilgung in Höhe von rund zehn Millionen Euro pro Jahr derzeit nicht refinanzieren. Dieses Problem wäre aus Sicht der Verwaltung mit dem Allbau-Verkauf an die Stadt gelöst. Eine Immobilien-Holding, in die die Stadt den Allbau einbringt, wäre gleichwohl nicht vom Tisch, heißt es in der Politik.
Der FDP geht das nicht weit genug. Sie macht sich dafür stark, Allbau-Anteile über 25,1 Prozent an private Investoren zu veräußern, um frisches Geld in die Kasse zu bekommen. Mit der Ratsmehrheit aus SPD und CDU wäre eine Teilprivatisierung nicht zu machen. Die Wohnungsgesellschaft sei zu wichtig für die Stadtentwicklung.