Essen. . Das Wohnungsunternehmen Allbau bietet den unnachgiebigen Mietern einen Kompromiss an. Nicht aber denjenigen, die der Mieterhöhung zugestimmt haben.

Die Hartnäckigkeit hunderter Allbau-Mieter hat sich ausgezahlt: Der städtische Wohnungs-Riese geht auf sie zu und bietet ihnen in dem laufenden Streit um Mieterhöhungen einen Kompromiss an. Der Allbau wird einzelne Punkte aus seiner Mieterhöhung zurücknehmen bzw. Ausstattungsmerkmale zusammenfassen, so dass unterm Strich für viele Mieter die angekündigte Erhöhung niedriger ausfällt.

Allerdings gilt das Angebot nur für diejenigen, die der Mieterhöhung bislang nicht zugestimmt haben und denen der Allbau bereits Klage angekündigt hat. Stand Ende letzter Woche waren das rund 370 Mietparteien. Über 4600 Haushalte hatten dagegen dem Allbau ihre Zustimmung gegeben und gehen jetzt leer aus.

Streitgespräch mit Mietergemeinschaft

Dem Kompromissvorschlag vorausgegangen war ein Gespräch zwischen der Mietergemeinschaft und der Allbau-Spitze. Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft, wertete das Ergebnis zumindest als Teilerfolg. Denn nicht in allen von den Mietervertretern kritisierten Punkten lenkte der Allbau ein.

Den größten Streit im Vorfeld gab es um die „sonstigen Einflüsse“, die der Allbau bei seiner Mieterhöhung jeweils mit einem Punkt geltend machte. Unter anderem sollten Mieter für Telefonanschluss, Waschküche, Vordach, Außenbeleuchtung, barrierearmen Zugang zum Haus, einbruchhemmende Haustür mehr Miete zahlen. Das Entgegenkommen sieht so aus: Der Telefonanschluss fällt ganz aus der Bewertung heraus. Wenn mindestens drei der anderen Merkmale vorhanden sind, werden diese mit zwei statt drei Punkten bewertet, für zwei Merkmale gibt es einen Punkt, bei einem Merkmal keinen. Die Waschküche will der Allbau nur geltend machen, wenn das Haus älter als Baujahr 1966 ist. Das Argument: Wenn in älteren Häusern eine Waschküche vorhanden ist, dann gehörte sie damals nicht zur üblichen Ausstattung.

Allbau beharrt grundsätzlich auf seiner Berechnung

Das weitere Vorgehen

Der Allbau wird in den kommenden Tagen all die Mieter, die bislang der Mieterhöhung nicht zugestimmt haben, automatisch anschreiben und ihnen den Kompromissvorschlag unterbreiten. Ihnen wird nochmals eine Frist gesetzt, in der sie der neuen Mietberechnung zustimmen können.

Die Mietergemeinschaft geht davon aus, dass dennoch nicht alle Mieter dem ausgehandelten Kompromiss zustimmen werden und diese es auf eine Klage ankommen lassen. Der Allbau hat angekündigt, dann eine Zustimmungsklage einzureichen. Das Amtsgericht würde dann im Mietstreit entscheiden.

Wie viel Miete den Mietern unterm Strich erspart bleibt, ist noch unklar. Die Mietergemeinschaft geht nach ersten Berechnungen von rund fünf Euro im Monat aus. Nicht einigen konnten sich beide Parteien beim Thema Wohnlage. Unter anderem bewertet der Allbau diese höher, wenn vor der Tür Parkplätze auch auf öffentlichen Straßen vorhanden sind. Die Mietergemeinschaft ist jedoch der Meinung, dass der Allbau nicht Parkplätze einbeziehen dürfe, die ihm nicht gehören.

Allbau-Prokurist Samuel Serifi kündigte an, dass das erzielte Ergebnis zukünftig auch bei anderen Mieterhöhungen berücksichtigt werde. In den nächsten Monaten wird weiteren 1000 Allbau-Mietern eine Mieterhöhung ins Haus flattern.

Eine rückwärtige Korrektur aller 5000 Mieterhöhungen lehnt der Allbau ab. Der Aufwand dafür sei zu hoch, heißt es. Außerdem halte man unabhängig vom Kompromissvorschlag die Bewertung für korrekt.