Essen. Die gemeinsame Gesprächsreihe von Volkshochschule und Schauspiel Essen widmet sich mit hochkarätigen Rednern dem „Zusammenleben in der Zukunft“

So schnelllebig die Welt heute ist und so rasch die schlagzeilenträchtigen Themen einander ablösen, so weit muss man vorausschauen, damit die „Reden von Morgen“ nicht bald schon die Themen von gestern behandeln. In der gemeinsamen Vortragsreihe von Volkshochschule und Schauspiel Essen hat man vorgebaut.

Die „Gesprächsreihe über unser Zusammenleben in der Zukunft“ beschäftigt sich mit Themen, die nicht immer unmittelbar am Puls des politischen Tagesgeschäfts sind, sondern die großen ethisch-moralischen Fragen ins Auge fassen und über die aktuellen Schlagzeilen hinaus Wissen vertiefen und Diskussionen anstoßen. Mediziner und Künstler, Politiker und Philosophen, Mahner und Mutmacher kommen zu Wort. Und der Austausch mit dem Publikum ist erwünscht, versichert Günter Hinken, VHS-Fachbereichsleiter Politik und Gesellschaft.

"Big Data" im Alltag

Die prominent besetzte VHS-Vortragsreihe geht inzwischen ins zehnte Jahr und kann mit 130 bis sogar 200 Besuchern pro Veranstaltung rechnen, freut sich Hinken. Noch etwas weniger Zulauf haben bislang die Vorträge im Schauspiel Essen, das die Reihe nach einiger Pause seit dem vergangenen Jahr wieder im monatlichen Wechsel mit der VHS ausrichtet. „Es ist wichtig und gut, wenn sich die Kultur-Institute inhaltlich zusammentun“, sagt Intendant Christin Tombeil, „es gibt so viele Schnittmengen in dieser Stadt.“ Zumal das Theater mit seinem „Werte zählen“-Motto der aktuellen Spielzeit viele Themen aufgreift, die auch in der Vortragsreihe Niederschlag finden.

Wenn Soziologe Stefan Selke im Oktober beispielsweise fragt, warum wir uns inzwischen auf Schritt und Tritt vermessen lassen und über unsere Fitness-Apps bereitwillig Bewegungs- und Verhaltensprofile abliefern, dann hat das eine Nähe zur „Big Data“-Inszenierung von Hermann Schmidt-Rahmer, der sich ab Oktober mit den Verstrickungen unseres Leben im Netz beschäftigt, sagt Carola Hannusch, Dramaturgin am Schauspiel Essen.

Junge Menschen vor der Radikalisierung bewahren

Aber auch die, die den Gebrauch von Technologien zur Selbstoptimierung befürworten, kommen zu Wort, wie der Transhumanismus-Vertreter Stefan Lorenz Sorgner. Gerade Künstler und Intellektuelle würden gemeinhin als die maßgeblichen Mahner gehandelt, weiß die stellvertretende VHS-Leiterin Elke Timm, aber man wolle auch Redner vorstellen, die dem technologischen Prozess Positives abgewinnen.

Die Themen im Überblick

Lamya Kaddor: Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen, 27. September, VHS.

Stefan Selke: Lifelogging und unser Leben mit Daten – Streifzüge durch die Welt der Selbstvermessung, 25. Oktober, Central.

Bernhard Horsthemke: Gendiagnostik und Gentherapie, Chancen, Risiken und Perspektiven, 29. November, VHS.

Stefan Sorgner: Hirnschrittmacher für alle! Ist der Transhumanismus die gefährlichste Idee der Welt? 13. Dezember, Central.

Raphael Fellmer: Geldfreie Welt? Von der Utopie zur Praxis. 24. Januar, VHS.

Matthias Becker: Mythos Vorbeugung. Risiken und Vorteile der gesundheitlichen Prävention. 14. Februar, Cafe Central.

Starten wird die Reihe am Sonntag allerdings mit einem anderen Thema. „Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen“, erklärt die islamische Religionslehrerin Lamya Kaddor. Mit dem Essener Awo-Experten Thomas Rüth wird sie darüber reden, wie man junge Menschen vor der Radikalisierung bewahren kann. Alle Vorträge starten sonntags, jeweils ab 11 Uhr, abwechselnd in der VHS und im Café Central des Grillo.