Essen. . Nach dem Drama um das „Wallberg“ in der Philharmonie und der Pleite des „Central“ im Grillotheater steht die Volkhochschule bald ohne Gastronomie da.

Kulturbetriebe und Gastronomie – in Essen scheint ein Fluch darauf zu liegen: In der Philharmonie residiert nicht mehr Starkoch Nelson Müller im „Wallberg“, sondern es serviert die städtische Gastro-Tochter RGE, die auch Schulen und Rathaus beliefert. Vorläufig, bis Ende des Jahres. Und im Grillo-Theater in der Innenstadt ging nach knapp drei Jahren der Versuch schief, das „Café Central“ nach fragwürdigen Umbauten und Konzept-Änderungen neu zu beleben. Jetzt gibt’s dort nur noch zu Theateraufführungen etwas zu trinken. Wie es weitergeht? Unklar.

Jetzt wurde auch noch bekannt, dass Ende des Jahres die „Lernbar“ in der Volkshochschule am Burgplatz aufgibt – das charmante Konzept, einen sozialen Gedanken mit gastronomischem Service zu verbinden, trägt nach neun Jahren nicht länger, sagt der Betreiber, die Jugendhilfe Essen. In der „Lernbar“, wo es Kaffee, Kuchen und Mittags-Snacks gibt, machen solche Jugendliche ihre Ausbildung zum Hotelfachmann oder zur -fachfrau, die auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ keine Chance haben. Auch angehende Köche werden beschäftigt.

Zahl der Ausbildungsverträge sinkt

„Wir bekommen immer weniger Kandidaten zugewiesen, die Ausbildungszahlen gehen stark zurück“, erklärt Jugendhilfe-Geschäftsführer Jochen Drewitz. Das bestätigt Hans Michaelsen von der Industrie- und Handelskammer (IHK): „Wir stellen fest, dass auch im regulären Hotel- und Gaststättenbereich die Zahl der Ausbildungsverträge erheblich sinkt.“ Für die VHS muss sich jetzt der Eigentümer des Gebäudes, die städtische Grundstücksverwaltungsgesellschaft GVE, nach einem neuen Gastronomen umsehen: „Jeder kann sich bewerben, wir werden sicher auch jene Gastronomen ansprechen, die in direkter Nähe sind“, kündigt Markus Kunze von der GVE an.

Er meint das Café Solo neben der Lichtburg sowie das Restaurant „Mezzo Mezzo“ am Burgplatz. VHS-Direktor Imberg erklärt unterdessen, dass der Volkshochschule „sehr daran gelegen“ sei, möglichst nahtlos wieder einen neuen Betreiber ins Erdgeschoss zu bekommen. Ein Cafébetrieb in der VHS – so sehr die Kursteilnehmer und Dozenten ein verlässliches Publikum sind, so schwierig sind die Rahmenbedingungen: „Es gibt viel Konkurrenz im direkten Umfeld“, räumt Imberg ein. „Wichtig ist trotzdem, dass ein Pächter uns auch zusagt, bei Abendveranstaltungen geöffnet zu haben.“

Das Church vom Diakoniewerk

Und während sich in der Stadtbibliothek im Gildehof-Center ein Cafébetrieb seit Beginn des Jahres neu etabliert hat, steht ein weiteres Unternehmen vor einer unsicheren Zukunft: Im Haus der Evangelischen Kirche am Salzmarkt gibt es seit sieben Jahren das „Church“ vom Diakoniewerk. Auch hier arbeiten benachteiligte Jugendliche. Zwar stieg der Umsatz kontinuierlich, doch weil bestimmte Förderungen wegfallen, ist das „Church“ „ohne externe Hilfe langfristig nicht aufrecht zu erhalten“, warnt Geschäftsbereichsleiter Volker Schöler in der aktuellen Ausgabe des „Ausblicks“, dem Jahresmagazin des Diakoniewerks.