Essen. Der Gesundheitsstandort will verstärkt im Milliardenmarkt Medizintourismus aktiv werden. Ein Strategiekonzept wird Mittwoch im Rat diskutiert.

In der Ausbildung des Personals an den Essener Krankenhäusern könnten künftig Sprachkurse erheblich an Bedeutung gewinnen: Mit dem Konzept „Medizintourismus“ sollen verstärkt zahlungskräftige ausländische Patienten umworben und damit zur Behandlung nach Essen gelotst werden.

Ein entsprechendes Konzept der Wirtschaftsförderung, das am heutigen Mittwoch im Rat besprochen und samt Zuschuss verabschiedet werden soll, liegt der WAZ vor. Auf 24 Seiten wird detailliert beschrieben, wie sich die Stadt als international relevanter Medizinstandort besser positionieren und mehr Patienten ins Ruhrgebiet locken kann.

Aktivitäten der Klinikverbünde stärker vernetzen

Die Gesundheitsbranche ist mit 45.000 Mitarbeitern längst der größte Arbeitgeber in Essen: Jeder dritte Arbeitsplatz in der Stadt findet sich inzwischen in Arztpraxen, bei Therapeuten, bei einer der vielen Krankenkassen oder in den 16 Essener Krankenhäusern. Letztere werden immer häufiger von ausländischen Patienten aufgesucht, die vor allem aus den deutschen Nachbarländern, Russland sowie den arabischen Staaten kommen. Sie schätzen die erfolgreichen Behandlungsmethoden in Deutschland. Der Medizintourismus hat so jährlich zweistellige Zuwachsraten und ist längst ein Milliardenmarkt.

Die fünf Essener Klinikverbünde – Uniklinik, Contilia, Krupp, Essen-Mitte und Katholische Klinikum – haben schon vor einem Jahrzehnt begonnen, sich zu spezialisieren. Mit ihren teilweise exklusiven Angeboten und Behandlungsmöglichkeiten sowie den zahlreichen medizinischen Experten und Spezialisten sind sie auf dem umkämpften Markt des Medizintourismus längs ein begehrter Anlaufpunkt für ausländische Patienten. Die einzelnen Aktivitäten der Klinikverbünde sollen künftig stärker vernetzt und mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung, der Stadt, der IHK zu Essen und der Aktionsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“ sukzessive ausgebaut werden.

Zentraler Medizin-Servicepunkt geplant

Das Konzept fußt auf den drei Säulen Marketing, Kommunikation und Service. Der Grundsatz: Essen soll als attraktiver Medizinstandort bekannter gemacht werden. Prävention, Diagnostik, Behandlung, Therapie und Rehabilitation – all das kann in der Stadt geleistet werden. Ausländische Patienten sollen auf verschiedenen Kanälen, beispielsweise mit einem internationalisierten Internetangebot, in ihren Heimatländern umworben werden.

In Essen soll es dann künftig einen zentralen Medizin-Servicepunkt geben, der als Anlaufstelle dient: für Medizinanbieter, für Vermittlungsagenturen, für Unternehmen und auch direkt für die Patienten und deren Angehörige. Vor allem den Verwandten sollen auch touristische Optionen aufgezeigt werden. So könnten neben der Medizinwirtschaft weitere Branchen von den ausländischen Patienten profitieren.