Essen-Bochold. . Das Kindergesundheitsmobil in Essen ist beliebt. Es hat nur einen Nachteil: Es ist so schwer, dass es in Essen-Bochold keinen Standort findet.

Das deutschlandweit einmalige Kindergesundheitsmobil wird auch weiterhin durch die Stadtteile rollen, und zwar bis April 2017. Doch für Politiker der Bezirksvertretung (BV) IV ist dies nicht uneingeschränkt eine gute Nachricht. Denn in dem Stadtteil, in dem die Hilfe mit am dringendsten benötigt wird, kommt es nie an: In Bochold hat sich seit dem Start 2012 kein geeigneter Standort gefunden.

Künftig in 15 Stadtteilen unterwegs

Für die Stadt Essen ist das Kindergesundheitsmobil eine tolle Sache. Sozialpädagogen, Übungsleiter und ein Kinderarzt postieren den gut ausgerüsteten Truck an öffentlichen Plätzen, vor Schulen oder Kitas.

Sie bauen Ängste vor dem Arztbesuch ab, informieren – ohne erhobenen Zeigefinger – Kinder und Eltern über Gesundheit, Bewegung, Ernährung und professionelle Hilfe, überprüfen Impfpässe, üben Händewaschen oder Balancieren, organisieren Bewegungsspiele für die Kleinen oder stellen Gesundheitspässe aus.

Getragen wird das Ganze von der McDonald’s-Stiftung, dem Kinderschutzbund und der Stadt. Angefahren wurden bislang fünf Stadtteile, in Zukunft sollen es 15 sein – allesamt die, die im Konzept „Kinderarmut bekämpfen“ als besonders auffällig genannt werden.

Ziemlich weit oben in im sozialen Negativ-Ranking steht da Bochold. Mehr als 60 Prozent der Schulanfänger kamen 2002 und 2009 mit Störungen in Koordination, Sprache oder Motorik – womöglich auch in allen drei Bereichen – zur Schuleingangsuntersuchung. Damit belegte Bochold in diesen Jahren den Spitzenplatz, neuere Zahlen liegen bislang nicht vor. Beim Übergang von der Grundschule zum Gymnasium liegt man mit rund 25 Prozent beim drittgeringsten Wert in Essen. Und in der Gesamtbilanz, bei der noch zusätzliche Faktoren wie Einkünfte der Eltern, Sozialhilfe oder Inanspruchnahme von Erziehungshilfen herangezogen werden, liegt Bochold von den 50 Stadtteilen in Essen auf der Armuts-Liste auf Platz vier. So war es auch kein Wunder, dass Bochold einer der ersten sechs Stadtteile wurde, die auf der Routenliste des Kindergesundheitsmobils standen. Nur kam es dort nie wirklich an. Und wird es voraussichtlich in Zukunft auch nicht tun, obwohl Bochold auch auf der neuen Zieleliste wieder auftaucht.

Das Problem: Das Kindergesundheitsmobil wiegt 18 Tonnen. Die Stadt kommentiert: „Es handelt sich um ein großes und schweres Fahrzeug. Es wurde im Stadtteil Bochold bisher leider kein Standort gefunden, welcher für das Mobil zugänglich und geeignet ist und an dem sich gleichzeitig Kinder aufhalten oder Kinder vorbeikommen.“

Das will man im Bezirk so nicht hinnehmen. „Dass in ganz Bochold noch kein geeigneter Standort gefunden wurde, stellt das Konzept für mich schon etwas in Frage“, kritisierte der Grüne Thorsten Drewes in der vergangenen Sitzung der BV IV. Und auch SPD-Sprecher Ulrich Schulte-Wieschen begrüßte an sich – wie Drewes – die „gute Idee“, stellte aber fest: „Es ist kaum zu verstehen, warum in so einem großen Stadtteil wie Bochold kein Platz gefunden wurde. Das muss sich dringend ändern“, forderte er.

Thorsten Drewes schlägt vor, auch das Gewerbegebiet Wolfsbankring ins Auge zu fassen: „Steht das Fahrzeug bei Aldi oder Möbel Boss auf dem Parkplatz, bin ich mir sicher, dass wir so an die Zielgruppe herankommen.“