Essen. Die Stadt hat ein Schallgutachten für das Warnsystem in Auftrag gegeben. Ob der Aufbau der Sirenen wie geplant in diesem Jahr beginnt, ist ungewiss.
Ob die ersten Sirenen wie angekündigt noch in diesem Jahr auf Essens Dächern landen werden, ist inzwischen ungewiss. Einen weiteren Schritt in die Richtung zum Aufbau des Warnsystems hat sie aber getan: Der Auftrag für das Schallgutachten wurde nun vergeben, um geeignete Standorte rund 51 neue Heuler festzulegen, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg an. Wann das genau sein wird, darauf legt er sich derzeit nicht mehr fest. Auch das Sponsoren-Konzept steht noch aus.
Fest steht aber, dass die Stadt sich die Gelder des Landes für das knapp eine Million teure Warnsystem nun über 2015 hinaus gesichert hat. 208.000 Euro gibt NRW als Zuschuss über Zuwendungen nach dem Gesetz über den Feuerschutz. Gesichert war dieser allerdings ursprünglich bis Ende des Jahres und hätte abgerufen werden müssen. Das ist nun laut Kromberg geregelt, die Gelder können im kommenden Jahr ausgegeben werden.
Flüchtlingskrise erhielt höhere Priorität
Dass das Warnsystem effektiv und notwendig ist, um die Bevölkerung etwa bei einem Großbrand zu warnen, das hat nicht nur die Feuerwehr immer wieder betont. Auch die Politik hat das erkannt und den Aufbau der Heuler im Frühjahr beschlossen. Immerhin gab es auch in jüngster Vergangenheit große Brände wie den in einer Krefelder Düngemittelhalle, bei dem dunkle Wolken drohten auch in Richtung Essen zu ziehen. Die Verantwortlichen waren sich schnell einig: In diesen Fällen sei ein Sirenen-System die beste Möglichkeit, Bürger flächendeckend zu warnen.
1993 verabschiedete sich Essen von seinen Sirenen
Bevor die neuen Sirenen vor Gefahren warnen sollen, will die Stadt die Bürger mit einer Kampagne über das System aufklären, damit die Menschen wissen, was im Ernstfall überhaupt zu tun ist. Sie werden z.B. das Radio anschalten oder sich im Internet darüber informieren müssen, ob sie etwa zu Hause bleiben und die Fenster geschlossen halten sollten.
In Essen waren bis 1992 die Luftschutzsirenen des Landes aufgebaut. Ein Jahr später hätte die Stadt die Möglichkeit gehabt, diese zu übernehmen. Grund für die Ablehnung im Rat waren hohe Unterhaltskosten.
Schnell war bei dem Thema aber auch klar, dass die Stadt die Finanzierung von knapp einer Million Euro für die Sirenen wird nicht allein aus dem Haushalt stemmen können. Daher sollte mit einem Sponsoren-Konzept um Unterstützung aus der Wirtschaft geworben werden, erklärte Kromberg bereits im Vorjahr und hat es nun doch zurückstellen müssen. Zu intensiv ist er als Verantwortlicher bei der Stadt mit Aufgaben rund um die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge eingespannt. Dieses dringliche Thema habe man nun priorisieren müssen. „Wir sind aber guten Mutes, die Sirenen mit Hilfe von Sponsoren finanzieren zu können“, sagt Kromberg.
Gutachten steht noch aus
Zudem habe sich eine weitere Möglichkeit ergeben, um Kosten beim neuen Warnsystem zu sparen: Die Nachbarstädte Mülheim und Oberhausen wollen mitziehen – und zwar über Stadtgrenzen hinweg. Technisch sei es machbar, dass die Städte sich Sirenen teilen. Die Heuler nahe einer Stadtgrenze sollen dann von beiden jeweiligen Leitstellen genutzt werden können.
Zuvor steht nun das Schallgutachten für Essen aus, das von einem externen Unternehmen derzeit im Auftrag der Stadt erarbeitet werde. „Wenn das vorliegt, kommen die ersten Sirenen“, sagt der Dezernent. Ob die erste dann wie vorgesehen noch bis zum Ende diesen Jahres oder erst 2016 installiert werde, das ist mit Blick auf die gesicherten Landesgelder nicht mehr ausschlaggebend: „Das eilt nun nicht mehr.“