Essen. . Die Stadt Essen will insgesamt 51 neue Sirenen montieren. Mit diesem Alarmsystem soll vor Unglücken gewarnt werden. Erste Arbeiten müssen noch 2015 beginnen.

Sie waren schon fast vergessen, nun sollen sie auch in Essen auf etliche Hausdächer zurückkehren: Sirenen. Die Feuerwehr fordert die Heuler seit langem, auch Ordnungsdezernent Christian Kromberg hält den Aufbau eines stadtweiten Alarmsystems für notwendig. Am 27. Mai soll der Rat der Stadt dafür grünes Licht geben, es drängt die Zeit. Damit Essen für die knapp eine Million Euro teuren Anlagen Landesgelder erhält, müssen die Arbeiten noch 2015 starten.

Vermisst wurden die Sirenen zuletzt beim Großbrand eines Düngemittellagers in Krefeld, von wo eine dunkle Wolke Richtung Essen zog und die Befürchtung zunächst groß war, sie könne giftig sein. Das warf die Frage auf: Wie warnt man die Bevölkerung flächendeckend? Bis 1992 übernahmen das auch in Essen die Luftschutzsirenen des Bundes. Als es ein Jahr später darum ging, diese zu übernehmen, lehnte die Ratspolitik dies wegen der hohen Unterhaltkosten ab. Doch scheint es nicht ohne zu gehen, was auch andere Städte bereits erkannten, auf deren Erfahrungen Essen jetzt aufbaut.

Geld des Innenministeriums muss bis Jahresende verwendet werden

Um die Stadt im Notfall ausreichend zu beschallen, braucht es demnach 51 Sirenen, jede kostet rund 20 000 Euro, jährlich fallen zudem etwa 30 000 Euro für Wartung, Strom und Systemüberwachung an. Die Finanzierung für die ersten zehn Sirenen kommt vom Land NRW: Das Innenministerium hat 208 000 Euro zugesagt. Der Betrag muss jedoch spätestens bis Jahresende verwendet werden. Zuvor muss noch ein Schallschutzgutachten erstellt werden, um die geeigneten Standorte für die Sirenen herauszufinden.

Wie viele Sirenen tatsächlich noch in diesem Jahr auf den Dächern landen, ist offen. Dezernent Kromberg setzt bei der Finanzierung auch auf die Unterstützung von Unternehmen. „Ein Sponsorenkonzept ist in Arbeit.“ Geplant ist zudem eine Info-Kampagne für die Bürger, damit die wissen, was zu tun ist, wenn der neue Weckruf durch die Stadt hallt. Immer richtig: Radio anschalten und ins Internet schauen. Dort gibt es dann Hinweise wie „Sichere Räume aufsuchen!“ oder „Passanten aufnehmen!“ Zudem ist eine telefonische Hotline in Vorbereitung. „Es geht darum, die Menschen für die Katastrophe zu sensibilisieren“, so Kromberg.

Kritiker der Sirenen bringen als Alternative Warn-Apps fürs Smartphone ins Gespräch. Auch Kromberg hat damit persönlich schon gute Erfahrungen gemacht, als ihn eine solche App vor dem Pfingststurm Ela warnte. Längst nicht jeder besitze aber ein Smartphone. Und: „Viele stellen es auch nachts auf lautlos oder zumindest den Ton auf leise“. Zudem erreiche die App schwerhörige Menschen nicht.