Wo Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD) die OB-Wahl verlor
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Essen. Dem Oberbürgermeister wurde die extrem niedrige Wahlbeteiligung im Norden zum Verhängnis. Im Süden gingen weit mehr Bürger zur Wahl – gut für Thomas Kufen.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Ein WAZ-Leser kommentierte die Wahlniederlage von Oberbürgermeister Reinhard Paß im Internet so: „Oh je, der arme Herr Paß... Gegen die CDU unter Kufen zu verlieren, ist ja fast so, wie von der kleinen Schwester des Nachbarn verhauen zu werden.“ Das tut weh, auch wenn die CDU nun doch seit 1999 ein politischer Faktor ist.
Was aber stimmt: Reinhard Paß hat Prügel bezogen im ersten Wahlgang. 33,4 Prozent — das schlechteste Ergebnis, das die SPD in Essen bei einer kommunalen Wahl nach 1945 eingefahren hat. Im Vergleich zu 2009 büßte Paß fast die Hälfte seiner Stimmen ein. Wie schmerzhaft das Abschneiden für den Kandidaten, aber und auch für seine Partei war, lässt sich wie unter einem Brennglas in Vogelheim beobachten, wo die SPD in früheren Jahren, wie es so schön hieß, einen rotlackierten Besenstil hätte aufstellen können; auch der wäre gewählt worden.
Ein gutes Ergebnis, ohne Frage
In Vogelheim holte Reinhard Paß am Sonntag stolze 47,7 Prozent – so viel wie in keinem anderen Stadtteil. Ein gutes Ergebnis, ohne Frage, aber: In keinem der 50 Stadtteile reichte es für Paß zur absoluten Mehrheit. Vor sechs Jahren, bei seinem eindrucksvollen Wahlsieg, war ihm das noch in 22 Stadtteilen gelungen.
Anders Thomas Kufen: Dem CDU-Herausforderer gelang dieses Kunststück immerhin in zehn Stadtteilen – vor allem im Essener Süden lag Kufen jenseits der 50-Prozent-Marke, aber auch in Schönebeck (50,3 %) und in Haarzopf (52,1 %). In der SPD-Hochburg Vogelheim holte Kufen immerhin 13,8 Prozentpunkte mehr als noch CDU-Kandidat Franz-Josef Britz 2009. Zweistellig zulegen konnte Kufen insgesamt in zehn Stadtteilen, insbesondere im Nordwesten: in Bergeborbeck (+ 15,1 %) in Bedingrade (+ 14, %) und in Dellwig (+ 12,9 %). 2009 hatte Reinhard Paß gerade dort mit seinem Slogan „Hesse ist überall“ punkten können. Diesmal wurde die Wahl für den Borbecker Thomas Kufen zu einem Heimspiel.
Kufen deutlich vor OB Paß
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Fatal für Reinhard Paß: Überall dort, wo er respektable Ergebnisse erzielte wie in Altenessen-Süd (42,2 %), in Katernberg (43,9 %) oder in Karnap (46 %), war die Wahlbeteiligung derart gering, dass sich der Stimmenanteil beim stadtweiten Addieren sehr schnell relativierte. In Vogelheim gaben nur 22 Prozent ihre Stimme ab, weniger waren es nur in Altenessen-Süd (21,8 %), in Altendorf (21,4 %) und im Nordviertel (16 %) – allesamt SPD-Hochburgen.
Im Essener Süden hingegen lag die Wahlbeteiligung oft klar über der 40-Prozent-Marke, teilweise sogar über 50 Prozent wie in Bredeney, wo Kufen gleichzeitig mit 62,9 Prozent sein bestes Ergebnis erzielte. Das zahlte logischerweise massiv auf sein Stimmenkonto ein. Im Vergleich zur Wahl 2009 büßte zwar auch der CDU-Kandidat immerhin 11 073 Stimmen ein, was einem Minus von 14,5 Prozent entspricht. Doch fiel dieser Verlust aufgrund der niedrigeren Wahlbeteiligung und angesichts des desaströsen Abschneidens seines SPD-Kontrahenten nicht ins Gewicht.
Kufens Schlüssel zum Erfolg: Ihm ist es gelungen, die potenziellen CDU-Wähler zu mobilisieren, Paß konnte das Potenzial der SPD-Wählerschaft hingegen nicht ausschöpfen. Anschaulich macht dies ein Vergleich mit dem Ergebnis der Kommunalwahl vom vergangenen Jahr. Kufen holte jetzt gerade mal 512 Stimmen mehr als seine Partei im Jahr 2014. Reinhard Paß hingegen bekam 18 525 Stimmen weniger als die SPD noch 2014. Diese Niederlage war allein seine.
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