Essen. . Der ehemalige Geschäftsführer der EBE soll rund eine Million Euro Schadensersatz zahlen. Diese Woche beginnt der Zivilprozess vor dem Landgericht.

Es musste immer Kaviar sein: Der mittägliche Besuch beim Edel-Italiener im Süd-Viertel zählte zu den liebgewonnen Gewohnheiten von Klaus Kunze. Und regelmäßig gönnte sich der städtische Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) dabei die ebenso köstliche wie kostspielige Vorspeise. 50 Gramm zum Preis von 100 Euro. Wobei: Die Rechnung soll der der Stammgast gerne seinen Geschäftspartnern überlassen haben, erfuhren die Ermittler bei ihren Recherchen über den so genannten EBE-Skandal.

Mehr als zwei Jahre, nachdem dieser erstmals in der Presse Wellen schlug, kommt der Fall nun vor Gericht. Im Zivilprozess vor dem Essener Landgericht fordern die Entsorgungsbetriebe von ihrem ehemaligen Geschäftsführer Schadensersatz. Insgesamt geht es um 1 .015. 979,41 Euro.

Die juristische Aufarbeitung des Skandals findet damit ihre Fortsetzung. Wie berichtet sieht sich der ehemalige SPD-Ratsherr Harald Hoppensack einer Forderung in Höhe von 97 500 Euro der EBE entgegen.

Klaus Kunze hatte seinen Parteifreund als IT-Interimsmanager angeheuert und mit einem lukrativen Vertrag ausgestattet. Dass dieser allzu üppig ausfiel, dessen sind sich die Ermittler sicher. Nach WAZ-Informationen beziffern sie den Schaden, der der EBE entstanden ist, auf 122 000 Euro. Im am Donnerstag beginnenden Zivilprozess verlangen die Entsorgungsbetriebe von Kunze allein für die Causa Hoppensack deutlich mehr, nämlich rund 400.000 Euro.

Ob diese Forderung durchzusetzen sein wird, bleibt abzuwarten. Das gilt auch für mögliche strafrechtliche Konsequenzen. Anklage erhoben hat die Staatsanwaltschaft bislang nicht.

EBE-Betriebsratsvorsitzender verdiente mehr als ihm zustand

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Bereits jetzt deutet sich an: Nicht alles, was private Schnüffler im Auftrag des EBE-Mitgesellschafter Remondis ausgegraben haben, dürfte am Ende wirklich belastbar sein. Gut, warum Kunze einen Audi-Limousine als weiteres Leasingfahrzeug angeschafft hat, wird er erklären müssen; allein dadurch sei der EBE ein Schaden von 26.000 Euro entstanden. Und auch die hausinterne Gesundheitsvorsorge durch einen privaten Dienstleister hätte er wohl nicht in Anspruch nehmen dürfen; 11.400 Euro verlangt die EBE dafür zurück. 80.000 Euro soll Kunze blechen, weil der damalige Betriebsratsvorsitzende Thomas Altenbeck bei der EBE mehr verdient hat, als ihm zustand. Mit Thomas Altenbeck haben sich die Entsorgungsbetriebe außergerichtlich geeinigt.

Sachspenden an zwei SPD-Ortsvereine erwiesen sich hingegen als sprichwörtliche Peanuts. Und ob Kunze tatsächlich 181.000 Euro für Fußball- und Konzertkarten wird zahlen müssen, die andere genutzt haben, darunter Politiker und Stadtbedienstete? Abwarten.

Schrott hatte schlechte Qualität: rund 150.000 Euro Schaden

Fragen wirft ferner ein Auftrag für die Entsorgung von Schrott auf, der 2008 an eine privates Recyclingunternehmen aus der Region ging. Kunze soll persönlich verlangt haben, dass besagtes Unternehmen in das Ausschreibungsverfahren aufgenommen. Da die Firma das günstigeste Angebot bereit hielt, bekam sie den Auftrag. Weil die Qualität des zu entsorgenden Schrotts aber nicht der Qualität entsprochen haben soll, die laut Ausschreibung hätte geliefert werden sollen, musste die EBE drauf zahlen. Die Rede ist von Scheinrechnungen und von einer sechsstelligen Summe. Die EBE fordert für die Jahre 2008 und 2009 rund 150.000 Euro.

Der Geschäftsführer der Recyclingfirma soll mit Kunze des öfteren beim Nobel-Italiener diniert haben. Eine angeblich offene Rechnung über 1200 Euro für den Verzehr von Kaviar, die keiner von beiden habe begleichen wollen, wird vor Gericht jedoch wohl kaum zur Sprache kommen. Den Beleg soll der Wirt vor Wut zerrissen haben.