Essen. . Die durch den Stadion-Neubau in finanzielle Schieflage geratene „Grundstücksverwaltung Essen“ (GVE) braucht frisches Geld und zieht den Verkauf von Immobilien in Betracht.

Mit Blick auf einen Bedarf in Höhe von rund zwölf Millionen Euro komme alles auf den Prüfstand, hieß es jüngst in der Sitzung des Aufsichtsrates der städtischen Tochtergesellschaft. Im Besitz der GVE befindet sich unter anderem das Technologiezentrum Etec an der A 40, der Bildungspark Altenessen mit dem benachbarten Gründerzentrum Comin an der Karolingerstraße, der Sitz der Jugendberufshilfe an der Schürmannstraße sowie die Lichtburg und die Volkshochschule am Burgplatz.

Zur Erinnerung: Überlegungen der Stadt, das Traditionskino an der Kettwiger Straße aufzugeben und das 1928 von dem renommierten Architekten Ernst Bode errichtete Gebäude in eine Einkaufspassage umzuwandeln, lösten in den 1990er-Jahren eine Protestlawine aus. Seit 1998 steht der markante Bau unter Denkmalschutz, im Jahr 2000 beschloss der Rat der Stadt einstimmig, die Lichtburg auf Dauer als Kino zu erhalten.

Im GVE-Aufsichtsrat wurde jetzt dennoch die Frage gestellt, ob dies angesichts der finanziellen Nöte der städtischen Tochtergesellschaft und der Stadt noch zeitgemäß sei. Ob sich überhaupt Kaufinteressenten finden würden, bleibt fraglich. Das gilt auch für andere Immobilien im Besitz der GVE. So befindet sich das Etec zwar in ihrem Besitz, während das Grundstück der Stadt gehört. Der Steeler Stadtgarten sei mit Erbbaurecht belegt.

Unmut über Rechtsgutachten

Dass der GVE auf der Habenseite zwölf Millionen Euro fehlen, ist kein Zufall. Der Bedarf entspreche jener Summe, die beim Stadionbau nicht durch Kapitaleinlagen der Stadt oder durch Sponsorengelder gedeckt sei. Um die finanzielle Lücke zu decken, hatte sich der ehemalige Geschäftsführer Andreas Hillebrand des städtischen Cash-Pools bedient sowie jener Millionen, die ihm von der Stadt treuhänderisch für die Instandhaltung des Folkwang-Museums anvertraut worden waren.

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In Kreisen des Aufsichtsrates wächst derweil der Unmut darüber, dass zwei Rechtsgutachten, die Hillebrands Verhalten juristisch bewerten sollen, noch immer nicht vorgelegt wurden. Dabei geht es zum einen um die Frage, in wie weit der Stadt durch die Verwendung der Folkwang-Millionen zur Finanzierung des Stadions ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Denn in den Büchern der GVE sollen der Betrag und sein eigentlicher Verwendungszweck sehr wohl ausgewiesen sein. Zum anderen gilt es zu klären, ob Hillebrand den Aufsichtsrat über die Höhe der Baukosten tatsächlich bewusst getäuscht hat, wie es den Anschein hat. Eine Antwort darauf bliebe nicht ohne Folgen für Hillebrands Weiterbeschäftigung bei der Stadt. Besagte Gutachten sollen dem Aufsichtsrat am 25. September vorgelegt werden – zwei Tage vor einer Stichwahl, die bei der OB-Wahl als wahrscheinlich gilt.