Essen. Erhard Pätze (84) fragt sich, warum er seine Koffer bei Wind und Wetter vom Hauptbahnhof über die Kruppstraße zur Bushaltestelle schleppen muss. Pkw dürfen nämlich nur sehr wenige halten.

„Montag. Strömender Regen. Wir – Alter 86 und 84 – kamen mit ,MeinFernbus’ mit schwerem Gepäck aus Emden an. Da Taxis und private Pkw zum Abholen auf dieser Seite nicht einfahren und anhalten dürfen, müssen alle Fahrgäste mit Gepäck die Straße überqueren um zum Taxistand am Südausgang des Hauptbahnhofs zu kommen“, schildert Erhard Pätze. Mit über 80 Jahren hat der mittlerweile 84-Jährige das umfangreiche Netz der privaten Fernbusse für sich entdeckt, zu viel Stress mit Gepäck und Co bei der Deutschen Bahn. Doch stressfrei ist der Trip vom Fernbusparkplatz auf der Südseite/Rückseite des Hauptbahnhofs für ihn und seine Gattin nun auch wieder nicht.

Denn nur zwei Stellplätze, die sogenannten „Kiss & Ride“-Plätze vor der Zufahrt zum Fernbusbahnhof, dürfen legalerweise von Pkw angefahren werden. Dass die meist besetzt sind, ist klar – bei der hohen Zahl von Fahrten der privaten Busanbieter durch ganz Deutschland und Europa.

50 Meter bis zum Busbahnhof

Es bleibt also nur der rund 50 Meter weite Weg über die Kruppstraße. „Und das bei Wind und Wetter, das muss doch nicht sein“, ärgert sich Erhard Pätze: „Warum ist es nicht möglich – wie am Flughafen –, dass die Autos vorfahren und die Insassen ausladen oder einladen können und sofort weiterfahren?“, fragt er sich.

Das Problem ist nicht neu, die Stadt hat schon mehrfach Beschwerden dieser Art beantwortet. Aber die Gepflogenheiten vor Ort ändern will sie keinesfalls. „Die Umstände, die dies für die Reisenden mit sich bringt, bedauern wir wirklich. Aber wir können bei der hohen Busfrequenz wegen der Unfallgefahr den Fernbusbahnhof nicht für Taxis öffnen“, erklärt Stefan Schulze vom Presseamt der Stadt. Schon beim Neubau des Haltepunktes 2009/10 habe man die damals bekannten Szenen – Busse in erster und zweiter Reihe, Passagiere auf beiden Bus-Seiten beim Gepäck entladen, dazwischen herlavierende Pkw der Absetzer oder Abholer – unbedingt vermeiden wollen. „Um den Fußweg vom Bus zum Taxistand möglichst kurz zu halten, haben wir dann dort extra die Fußgängerampel installiert“, sagt Schulze.

Taxiunternehmer Rolf Altenkamp, Geschäftsführer von „Taxi Süd“, hält diese Lösung schlicht für „unprofessionell und eine Antiwerbung für eine Großstadt wie Essen“. „Für ältere oder behinderte Menschen ist das oft nicht nachvollziehbar und auch nicht zumutbar“, sagt er und verweist auf die Straßenbreite, über die der Busbahnhof auch Dank zusätzlicher linker Haltespur mittlerweile verfügt: „Das reicht aus, ohne dass es gefährlich wird.“ Erhard Pätze wird ihm da sicher Recht geben.