Essen-Altenessen. Beim ersten Pflichtspiel in der Kreisliga A fällt der in der vergangenen Saison als „Prügelclub“ in Verruf geratene BV Altenessen nur sportlich auf. Fair-Play steht nun im Vordergrund.
„Ich bin hier, um das Spiel zu sehen – warum auch sonst?“ Der Kreisvorsitzende Thomas Flügel lächelt leicht verschmitzt, als er die Frage nach seiner Erwartungshaltung beantwortet. Denn dass er das erste Pflichtspiel des frisch aufgestiegenen Ballspielvereins Altenessen 06 besucht, ist wohl natürlich auch der Vorgeschichte des Clubs geschuldet, machte dieser doch nach mehreren handfesten Zwischenfällen vor allem als „Prügelclub“ bundesweite Schlagzeilen. Doch nun stehen die Zeichen auf Neustart: Alle Beteiligten sind beim Spiel gegen die Turngemeinde Essen-West 1910 um Normalität bemüht.
So will Thorsten Flügel seinen Besuch auch nicht als Vorsichtsmaßnahme verstanden wissen: „Die Mannschaft hat viel dafür getan, um einen positiven Neustart zu garantieren – das will ich honorieren, indem ich zeige, dass man ein Spiel dieser Mannschaft besuchen kann, wenn man ein gutes Kreisliga-Spiel sehen will – ganz ohne Krawall.“
Ränge sind übersichtlich gefüllt
Doch allzu viele sind seinem Beispiel nicht gefolgt – die Ränge der Tribüne an der Sportanlage am Kaiser-Wilhelm-Park sind eher übersichtlich gefüllt. „Kreisliga ist nicht mehr das, was es vor ein paar Jahren war“, stellt Walter Minewitsch, sportlicher Leiter des BV Altenessen nüchtern fest. Der anhaltende Regen wird wohl zudem so manchen vom Besuch abgehalten haben. „Na ja, wenn andere Spiele der Kreisliga wegen des Wetters ausfallen sollten, schauen ja vielleicht doch noch einige hier vorbei“, hofft er. Viel mehr werden es allerdings nicht im Laufe des Spiels, auch die Schlagzeilen der vergangenen Saison haben offenbar nicht für eine erhöhte Neugierde gesorgt.
Zurück zur Normalität
„Eins ist doch klar“, meint etwa Tim Hopp, „beim ersten Pflichtspiel passiert garantiert nichts – die wissen doch, dass sie momentan unter besonderer Beobachtung stehen.“ Gelassen betrachtet der Trainer der dritten Mannschaft der gegnerischen TG Essen-West also das Match. Für ihn steht heute der Sport im Vordergrund. Dass ein Boykott der übrigen Vereine zum Aufstieg der Altenessener beigetragen hat, nachdem BV-Spieler mehrfach auf dem Platz gewalttätig worden sind, spielt für ihn keine Rolle mehr: „Die sind aufgrund ihrer spielerischen Stärke zu Recht in der Kreisliga A“, sagt er. „Das wird eine gute, ausgeglichene Saison.“ Den Ball flachhalten, lautet die Devise, den Neustart wollen auch die Gegner gönnen.
BV Altenessen will vor allem sportlich auffallen
Und tatsächlich geben sich die Altenessener – bis auf drei alles neue Spieler – Mühe, vor allem sportlich aufzufallen: Zwar landet kurz nach Anpfiff der Ball im eigenen Netz – doch bald reißt der BV das Match an sich und dominiert das Geschehen. Und als in der 20. Minute ein Altenessener in die Beine des Gegenspielers grätscht, erkundigt er sich schnell nach dem Wohlergehen des Gefoulten und nimmt die gelbe Karte vom Unparteiischen mit einem demutsvollen Nicken entgegen. Vorbildliches Fair-Play ist angesagt.
Am Ende obsiegt der Gastgeber mit 7:2 – sehr zur Freude des BV-Präsidenten Bodo Hanenberg: „Ich habe erwartet, dass die Mannschaft einen ordentlichen Auftritt hinlegt, was das Benehmen angeht. Dass sie sich aber auch in sportlicher Hinsicht so gut präsentiert, ist eine schöne Überraschung.“ Mit diesem gelungenen Auftakt sei der Grundstein gelegt, um das gesteckte Ziel zu erreichen: „Wir wollen eine ordentliche Saison abliefern – in jeder Hinsicht.“