Essen. . Bürgerinitiative A42 engagierte sich vergeblich für den Bau von Solaranlagen auf den geplanten Lärmschutzwänden zwischen Essen-Nord und Gelsenkirchen.

Sie hatten sich richtig ins Zeug gelegt und wollten der Autobahn A42 zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord und der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Heßler quasi einen ökologischen Anstrich geben. Auf die für nächstes Jahr geplanten Lärmschutzwände sowie jenseits davon auf den Freiflächen und auf dem Mittelstreifen sollten riesige Photovoltaik-Anlagen errichtet und die Wände zudem mit Lavasteinen gefüllt und Titandioxid beschichtet werden, um Feinstaub zu binden und atemwegbelastende Stickoxide in Nitrate umzuwandeln. Damit die Luft erträglicher wird.

Auch interessant

Ein ganzer Industriepark könnte mit diesem Solarstrom versorgt werden, ebenso eine Tankstelle mit Ladestationen für Elektroautos. Praktizierter Umwelt- und Klimaschutz direkt an der Autobahn – mit weniger Lärm und weniger gesundheitsgefährdenden Autoabgasen.

Die Idee stammt von der „Bürgerinitiative A42 – Essen“, die sich vor allem für den Lärmschutz stark macht. Sie beeindruckte auch den Essener Energiekonzern RWE. Gerade weil die Initiative Lärmschutz, Luftqualität und erneuerbare Energien so „intelligent miteinander verbindet“, erhielt sie für ihr Konzept im Vorjahr den RWE-Klimaschutzpreis.

Doch bis auf die Lorbeeren gehen die Preisträger am Ende leer aus. Weil mit Sonnenenergie an der Autobahn derzeit wohl kein Geld zu machen ist.

Zu viele Hürden für Photovoltaikanlage

Obwohl RWE an der Realisierung interessiert war und auch die Klimawerkstadt Essen sowie das Umweltamt so weit wie möglich helfen wollten, musste die Bürgerinitiative schließlich resigniert feststellen, dass das Projekt nicht weiter verfolgt werden könne. Für die einzig verbliebenen Teilstücke, die realisierbar seien, ließe sich wegen der Reduzierung der Einspeisevergütung im neuen EEG-Gesetz (Erneuerbare-Energien-Gesetz) nicht mal eine Kostendeckung erreichen. Der grüne Umweltpolitiker Rolf Fliß macht die Große Koalition in Berlin dafür verantwortlich, die die Förderung von Solarstrom gekürzt hatte. „Dass das Projekt nicht umgesetzt werden kann, ist sehr bedauerlich“, sagte er. Dem Umweltausschuss blieb nichts anderes übrig, als das Scheitern der Bemühungen zur Kenntnis zu nehmen.

Doch es lag nicht allein am Geld. Dem Landesbetrieb Straßen NRW, der bei den Vorbereitungen mit am Tisch saß, müsse deutlich mehr Spielraum gegeben werden, findet im Nachhinein die Bürgerinitiative. Unter den gegebenen Umständen sei dem Landesbetrieb NRW „immer nur die Rolle des Bedenkenträgers“ geblieben.

Es waren einfach zu viele Hürden. Eine „straßenzugewandte“ Installation von Solaranlagen als auch eine Nutzung auf dem Mittelstreifen lehnte Straßen.NRW „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ ab. Dort sei wegen des Verkehrs eine Wartung nicht möglich. Und die Photovoltaikmodule könnten zudem Autofahrer zu stark blenden.

Dann bliebe als Möglichkeit zwar noch eine Ausrichtung der Anlage zur straßenabgewandten Seite südlich der Fahrbahn. Von dort wäre ein Zugang zu den Anlagen gefahrlos möglich. Stimmt, aber..

Keine zusätzliche Auflast auf Brücken erlaubt

... wäre da nicht das viele Grün. Der sehr dichte Baum - und Strauchbestand erschwere die Wartung. Vor allem würden die hohen Bäume die Solaranlage „verschatten“. Dann kann man ja gleich den Stecker ziehen. Als einzige Alternative bliebe die „flächenhafte Rodung“ oder ein „radikaler Rückschnitt“. Das will natürlich keiner – schon wegen der Kosten: abgehakt.

Auf den Brücken könnten die Photovoltaik-Module zwar voll angestrahlt werden, aber die sind tabu. Begründung: Die Brückenkonstruktionen erlauben keine „zusätzliche Auflast“, so Straßen.NRW.

Unterm Strich blieben von der 3,6 Kilometer langen Gesamtstrecke ganz wenige bis zu 300 Meter lange Teilabschnitte übrig, auf denen nur Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 93,6 Kilowatt Platz hätten. Doch in die schwarze Zahlen komme man an Lärmschutz-Anlagen erst ab tausend Kilowatt installierte Leistung, so ein Gutachten des NRW-Umweltministeriums.

An der A 42 würde man Verluste in sechsstelliger Höhe machen.