Essen. . Für eine weitere Arbeitsniederlegung in Kitas und Ganztagsschulen hätten die Väter und Mütter in Essen kein Verständnis, sagt der Eltern-Beirat.

Essener Eltern warnen die Gewerkschaft Verdi vor einem Stimmungsumschwung, falls in wenigen Wochen erneut ein unbefristeter Streik die städtischen Kitas, die Ganztagsbetreuung der Grundschulen sowie die Behindertenwerkstätten lahmlegen würde. „Das Verständnis der Eltern für die Beschäftigten in Sozialberufen geht dann verloren“, sagt Kathleen Lyß, die Sprecherin des Essener Jugendamt-Elternbeirats. Das Gremium gilt als offizielle Vertretung jener Eltern in Essen, die ein Kind in einer Kindertagesstätte in Essen untergebracht haben.

Die Nachricht vom Scheitern des Schlichterspruchs habe sie persönlich als „schockierenden Klopper“ empfunden, berichtet Kathleen Lyß. „Damit haben die meisten nicht gerechnet.“ Besonders dramatisch würde sich ein erneuter Streik auf die jüngsten Kinder auswirken, die von dieser Woche an in den Kitas eingewöhnt werden: „Wenn dann in einigen Wochen schon wieder vorläufig Schluss ist, braucht man jetzt erst gar nicht mit Kita anzufangen.“

Bis zu 600 Erzieher und Sozialarbeiter beteiligten sich an der Aktion

Nach mehreren Warnstreik-Tagen war in städtischen Einrichtungen vom 11. Mai bis 11. Juni die Arbeit niedergelegt worden. Nach Angaben von Verdi-Gewerkschaftssekretärin Martina Peil beteiligten sich zwischenzeitlich bis zu 600 Erzieher und Sozialarbeiter an der Aktion. Bis zu 38 der 48 städtischen Kitas waren durch teilweise oder komplette Schließungen betroffen, auch ein Großteil der Essener Grundschulen konnte seine Ganztagsbetreuung nicht aufrechterhalten. Notgruppen in Schulen und Kitas konnten nur zeitweise und für einige wenige Eltern Abhilfe schaffen.

Gebühren zurück? Haushalt muss erst genehmigt sein

Die Stadt hat vor, die Elternbeiträge für die Streik-Zeit an die Väter und Mütter zurückzuzahlen. Einen entsprechenden Beschluss fällte der Rat im Juni. Das letzte Wort darüber hat aber die Bezirksregierung als Kommunalaufsicht – erst muss der neue Haushalt der verschuldeten Stadt Essen genehmigt werden.

Die Beiträge für das Essensgeld sollen nach Auskunft von Jugendamt-Sprecher Peter Herzogenrath zurückgezahlt werden, sobald der Streik beendet ist.

Die Gewerkschaft setzt indes weiter auf die Unterstützung der Eltern, scheint aber gleichwohl zu ahnen, dass sich die Solidarität für eine zweite Streikwelle tatsächlich in Grenzen halten könnte: „Wir müssen weiter für ein Klima der Unterstützung seitens der Eltern sorgen“, sagt Martina Peil vom Essener Verdi-Bezirk.

Um die Einrichtung von Notgruppen wolle man sich bemühen

Was das konkret bedeutet? Verdi-Chef Frank Bsirske hat „unkonventionelle Streikformen“ angekündigt, was Martina Peil so verstanden wissen will: „Das bedeutet wohl, dass es sicher nicht nochmal vier Wochen Streik an einem Stück geben wird.“

Im Großen und Ganzen sei die Unterstützung der Eltern im Frühsommer gut gewesen, berichtet die Gewerkschafts-Sekretärin. Anders als in anderen Teilen der Republik, in denen Streik-Beteiligte teilweise offen angefeindet worden wären, hätten die Erzieher in Essen weitgehend den Rückhalt von Vätern und Müttern erlebt.

Das Jugendamt teilt unterdessen mit, dass es im Fall eines weiteren Streiks wieder eine Telefon-Hotline geben werde; auch um die Einrichtung von Notgruppen wolle man sich bemühen.

Wann genau ein neuer Streik starten könnte, ist derzeit noch nicht ausgemacht.