Essen. . „Urgestein“ Rainer Kupfer führte die Besuchergruppe durch die Hallen, in denen die Funke Mediengruppe ihre Zeitungen druckt. Ein Ort der Superlativen.

„Einmal zum Mond und wieder zurück“, hallt es durchs Treppenhaus. „700.000 Kilometer – so viel Papier bedrucken wir hier jedes Jahr.“ Rainer Kupfer steigt mit einer Besuchergruppe hinab in den Papierkeller. Am Fuße des Giganten, so nennt er es. Der 74-Jährige ist ein Urgestein des Druckgeschäfts. 45 Jahre lang hat er in den Häusern der Funke Mediengruppe gearbeitet. Seit zehn Jahren führt der Rentner Besucher hinter die Kulissen des Zeitungsdrucks. Heute ist es eine Gruppe von 50 WAZ-Lesern.

Im Keller stapeln sich riesige Türme aus Papierrollen bis an die Decke. „Wir haben Glück“, sagt Kupfer. „Jetzt bekommen wir einen Rollenwechsel mit.“ Die Besucher beobachten, wie das anderthalb Tonnen schwere Papierband automatisch angeschlossen wird. „570 Rollen brauchen wir pro Tag. Das Lager ist riesig, aber reicht trotzdem nur für zwei bis drei Wochen.“

Vom Zeitungsversand und der Druckplattenherstellung

Die Treppen wieder hoch, landen die Besucher im Zeitungsversand. Hier schlängeln sich unzählige Zeitungsstraßen wie eine Achterbahn durch die Halle. Die fertigen Zeitungspakete flitzen über die Laufbänder. Rainer Kupfer blickt an die Decke: „Wenn um 23 Uhr an jedem Haken eine Zeitung hängt, ist das selbst für mich immer wieder ein faszinierendes Bild.“ Dann lässt Kupfer auch einen Blick in die geheimste Abteilung des Druckhauses zu: die Versandhalle. „Hier lagern Prospekte, die erst in den nächsten Tagen rauskommen.“

Einen Raum weiter regiert die Technik. In der Druckplattenherstellung sitzen sechs Mitarbeiter an ihren Computern und steuern die Produktion. Den Rest machen die Maschinen. Rainer Kupfer nimmt eine von den blau bedruckten Alu-Platten in die Hand – eine Seite der WAZ-Samstagausgabe.

Der letzte Druck

Und was, wenn es noch Änderungen gibt? Kein Problem, erklärt Rainer Kupfer. „Politik, Sport und die Seite eins werden immer als letztes gedruckt. Aber auch die werden manchmal noch aktualisiert.“ Da erinnert sich der Rentner an den 11. September 2001 zurück. „So etwas hatte ich noch nie erlebt. Die Ereignisse haben sich überschlagen, jede Minute mussten wir neu drucken.“ Für das Pokalspiel an diesem eher ruhigen Freitagabend gibt es aber zeitliche Grenzen. „Die Verlängerung nehmen wir mit. Fürs Elfmeterschießen wird es zu spät.“ Schließlich muss die Zeitung am nächsten Morgen pünktlich beim Kunden sein.

Dafür sorgen die Rotationsmaschinen. Durch eine Glasfront sehen die Besucher die Zeitungen durch die Maschine jagen. „Jetzt kommen die ersten Exemplare der WAZ und NRZ aufs Papier.“ Diese werden per Post in Urlaubsgebiete verschickt. Die Abo-Ausgaben werden erst in der Nacht gedruckt.

Das erste Einzelstück ist noch schwarz-weiß mit gelben Streifen. Aber nur wenige Minuten später hält jeder Besucher ein druckfrisches Exemplar in der Hand.