Essen. Geschäftsführer Dirk Miklikowski kündigt weitere 1000 „Anpassungen“ an, betont den Respekt gegenüber den Mietern und bedauert Versäumnisse.

Herr Miklikowski, wie viele Mieter haben der Mieterhöhung aktuell noch widersprochen?

Dirk Miklikowski: Von den 5000 Mietanpassungen, die wir verschickt haben, haben über 4600 Mieter zugestimmt. Rund 370 stehen noch aus. In diesen Fällen werden wir jetzt die entsprechenden Zustimmungsklagen auf den Weg bringen.

Sie hätten dafür drei Monate Zeit. Warum diese Eile, dieser Druck?

Das Gesetz sieht vor, wie weiter vorzugehen ist. Solche Verfahren werden nicht gleich morgen vor den zuständigen Amtsgerichten verhandelt. Das heißt, wenn man zeitnah die Themen abhandeln will, dann sollte man auch zeitnah einen Schritt nach dem anderen tun. Das sollte auch im Interesse aller Beteiligten sein. Im Übrigen: Wenn 4600 Kunden ihre Zustimmung erteilen, dann heißt das doch, dass es eine große Zufriedenheit mit dem Vermieter Allbau gibt und dass auch die Akzeptanz für die Anpassung da ist. Dass dies bei 5000 Fällen nicht immer widerspruchslos bleibt, ist auch klar.

Wird es weitere Mieterhöhungen geben?

Mietanpassungen sind Regelgeschäft eines jeden Vermieters und laufen bei uns in verschiedenen Rhythmen. Es wird also auch in der Zukunft Mietanpassungen beim Allbau geben. Im nächsten oder übernächsten Monat werden wir für den Rest der noch ausstehenden möglichen Anpassungen entsprechende Schreiben rausschicken. Das werden noch mal 1000 sein.

Es melden sich vor allem ältere Menschen, die viele Jahre Mieter beim Allbau sind. Sie sind vom Vorgehen des Allbau besonders enttäuscht, um nicht zu sagen empört.

Welcher Weg bleibt denn? Die Anpassung, die wir verschickt haben, ist begründet und es gibt immer die Gelegenheit, sich bei uns im Detail zu informieren. Wenn man diese Gelegenheit nicht nutzt, dann kommt eben die nächste Eskalationsstufe. Das Alter eines Mieters kann hierbei zunächst keine Rolle spielen, weil auf den Mietwert der Wohnung abzustellen ist. Die langjährige Mietdauer dieser Kunden zeigt doch gerade, die oft über Jahrzehnte hohe Zufriedenheit mit dem Vermieter Allbau. Wir achten bei der Durchführung von Mietanpassungen quartiersbezogen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Menschen, die dort leben. Hierzu bemühen wir umfassend statistische Quellen. Übersteigen rechtlich umsetzbare Mieten diese Leistungsfähigkeit, führen wir diese nicht durch. Die Objekte bleiben dann in unserem so genannten Niedrigpreissegment.

Besonders strittig sind die „sonstigen Einflüsse“. Bei der WAZ haben sich Betroffene gemeldet, die den Allbau erfolglos mehrfach aufgefordert haben, diese aufzuschlüsseln.

Wenn dies so war, dann bedaure ich dies. Ich bitte aber auch um Verständnis, dass wir eine riesige Menge an Anfragen zu beantworten hatten. Da ist vielleicht die eine oder andere Anfrage auf der Strecke geblieben.

Wieso hat der Allbau nicht von vornherein die sonstigen Einflüsse aufgeschlüsselt. Da wären Ihnen vielleicht viele Fragen und auch Ärger erspart geblieben.

Die Mietanpassung ist den gesetzlichen Anforderungen entsprechend formuliert. Ich gebe zu, dass mehr Information gerade an dieser Stelle hilfreich gewesen wäre. Leider hat uns hier wohl ausreichende Sensibilität gefehlt, zumal uns auch die EDV Grenzen gesetzt hat.

Vielen Mietern leuchtet nicht ein, dass sie nun beispielsweise für einen Telefonanschluss mehr Miete zahlen sollen.

Ein Telefonanschluss liegt in der Sphäre des Mieters. Er muss bei einem Telefondienstleister einen Anschluss beantragen und wenn die Voraussetzungen dafür in der Wohnung schon da sind und der Kunde beim Anschluss Kosten spart, dann ist das ein Wert, den wir berücksichtigen. Das sind ja keine Erfindungen von uns, sondern wir haben uns an Mietspiegeln vergleichbarer Städte orientiert.

Warum riskieren Sie den bislang guten Ruf des Allbau mit solchen Aktionen?

Nochmal vorweg, Mietanpassungen gehören zum Regelgeschäft eines Vermieters – also auch der Allbau AG. Ich halte daher diesen Vorwurf für abenteuerlich. Wir haben uns unseren guten Ruf mehr als verdient, weil wir in dieser Stadt unglaublich viel leisten. Ob im sozialen Bereich, ob in der Bestandspflege oder beim Sponsoring. Wir sind einer der verlässlichsten Vermieter dieser Stadt. Und man muss sich auch mal fragen, wo das herkommen soll. Wir haben derzeit nur 1,5 Prozent Leerstand, also eine sehr hohe Wertschätzung im Markt. Wettbewerber liegen da viel höher. Wir müssen unseren guten Ruf nicht in Frage stellen lassen.

Viele glauben, dass der Allbau dies nur tut, weil er der Stadt aus der Finanznot helfen muss.

Alle kommunalen Unternehmen sind gefordert, sich wirtschaftlich zu optimieren, auch der Allbau. Es gibt aber keine Anweisung des Gesellschafters Stadt Essen an den Vorstand der Allbau AG, Mietanpassungen durchzuführen und damit die wirtschaftliche Situation der Stadt zu verbessern. Wir tun dies aus eigenem wirtschaftlichen Interesse, um unsere Leistungen und Qualitäten für unsere Kunden und die Bürger dieser Stadt halten zu können.

Falls vor Gericht herauskäme, dass der Allbau in einzelnen Punkten zu Unrecht die Miete erhöht hat: Würden Sie sich dann gegenüber allen Mietern kulant zeigen?

Wir würden selbstverständlich die gerichtlich beanstandeten Anpassungen korrigieren. Aber nicht automatisch andere, von 4 600 Zustimmungsverfahren, gegebenenfalls auch betroffene wieder rückgängig machen. Der Aufwand wäre angesichts der marginalen Wirkungen auch zu hoch. Wir würden im Rahmen der nächsten Mietanpassung Korrekturen vornehmen und dies wieder verrechnen.

Das Gespräch führte
Janet Lindgens