Essen. Die neue rigide Praxis der Stadt bei der Genehmigung von Festen macht ratlos. Die Stadt macht die Genehmigung von Festen wie berichtet seit Mai aus Sicherheitsgründen davon abhängig, dass für den Veranstaltungstag nicht Windverhältnisse ab Windstärke 6 herrschen. Wegen der vielen Windtage steht nun fast jeder Veranstaltung unter Vorbehalt.

Wenn die Stadt nicht noch ein Einsehen hat, wird es künftig schwierig mit Straßen- und Stadtteilveranstaltungen in Essen. Das geht aus Zahlen hervor, die der Deutsche Wetterdienst auf Anfrage der WAZ nannte. Wie berichtet, macht die Stadt die Genehmigung von Festen seit 1. Mai aus Sicherheitsgründen davon abhängig, dass für den Veranstaltungstag in Essen nicht Windverhältnisse ab Windstärke 6 herrschen, wobei Böen bereits genügen. Das gilt immer dann, wenn sich ein Baum am Veranstaltungsort befindet, was bei rund 88 000 Straßen und Park-Bäumen so gut wie immer der Fall ist. „Windstärke 6 oder mehr kommt in Essen im Jahresdurchschnitt an 142,4 Tagen vor“, sagt Uwe Marczynski vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Frühjahr und Herbst seien dabei die klassischen Wind-Monate - also gerade dann, wenn besonders viele Feste anberaumt sind. Gemessen wird diese Zahl beim Wetteramt an der Walneyer Straße in Bredeney.

Eine Empfehlung des Grün- und Gruga-Betriebes nach Ela

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Aber wo man misst, ist unerheblich: Tatsache ist: Bei im Schnitt 142 „wackeligen“ Tagen pro Jahr müssen Veranstalter wie die Essener Bürger- und Verkehrsvereine und auch die Essen Marketing GmbH ständig davon ausgehen, dass eine Veranstaltung kurzfristig zu beenden ist. „Wenn das so Bestand hat, können wir eigentlich gar nichts mehr machen“, sagt Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid und Organisator des Rü-Festes, das in einigen Wochen wieder mit mehreren Zehntausend Besuchern über die Bühne gehen soll. Das Risiko, ein Fest abbrechen zu müssen und dann auf immensen Kosten und Regresspflichten sitzen zu bleiben, sei viel zu groß.

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Eckard Spengler, Sprecher des Grün- und Gruga-Betriebs, bittet dennoch um Verständnis für die drastische Maßnahme, die auf eine Empfehlung der städtischen Baum-Experten als Folge von Sturm Ela zurückgeht: „Wir haben zwar alle Essener Bäume im Rahmen einer Akutschadensbekämpfung untersucht, eine gründliche fachliche Untersuchung gab es aber bisher nur in Kitas, Schulhöfen und in größeren Parks.“ Für die große Mehrheit der Essener Bäume könne man keine Garantie übernehmen, dass ab Windstärke 6 nicht doch wegen verborgener Schäden ein Ast abbreche. „Wir müssen uns absichern, sonst sind wir dran, wenn ein Unfall eintritt und der Fall vor Gericht kommt“, so Spengler. Wer von städtischen Mitarbeitern erwarte, ein Auge zuzudrücken, der müsse vorher die scharfe Rechtspraxis ändern.

„Wenn es vor einem Jahr sicher war, warum ist es jetzt unsicher?“

Krane hält dieses Argument für nicht stichhaltig. „Wir Vereine nutzen für Veranstaltungen jedes Jahr nahezu dieselben Plätze und haben schon 2014 auf eigene Kosten zertifizierte Gutachter bestellen müssen, die uns bestätigt haben, dass die Bäume sicher sind.“ Er habe dies zum Beispiel für den Parkplatz am Rüttenscheider Stern durchexerziert. „Wenn es vor einem Jahr sicher war, warum ist es jetzt unsicher? Das ergibt doch keinen Sinn.“