Essen. Besuch der WAZ-Leser im Pumpwerk der Emschergenossenschaft in Vogelheim: Riesige Anlagen sorgen dafür, dass die Stadt bei Regen nicht überschwemmt wird.
„Alles, was in der Toilette landet, pumpen wir weg“, erklärt Sebastian Daszkowski. Der Elektroingenieur arbeitet bei der Emschergenossenschaft und steht zwischen grauen Kästen für die Anlagensteuerung und orangefarbenen mit der Aufschrift „Achtung Hochspannung“. Die WAZ-Leser, die an diesem Tag zu Besuch sind, schauen durch die Gitterroste im Boden. Mehrere Etagen tiefer sieht man die grünen Maschinen mit den großen Pumpen. „Abwasser und Regenwasser sind unser Hauptgeschäft“, erklärt Daszkowski. Durch den Bergbau sei die gesamte Region stark abgesackt, an einigen Stellen bis zu 20 Meter. „Würden wir nicht pumpen, wären 38 Prozent des Ruhrgebiets überschwemmt – dann hätten wir hier eine richtige Seenlandschaft“. Um das zu vermeiden, hat die Emschergenossenschaft 1952 das Pumpwerk in Vogelheim gebaut. 1988 wurden die Maschinen und die Technik erneuert – und halten sich bis heute.
Daszkowskis Kollege Joachim Marga öffnet den grauen Technikschrank. Schalter, Monitore, Werte – er erklärt den Besuchern, welche Bedeutung die Zahlen haben. Plötzlich dröhnt eine der Pumpen. „Jetzt geht’s wieder los“, sagt Marga und hebt lauschend einen Zeigefinger in die Luft. „Das ist die Maschine eins.“ Zwei Mal in der Woche warten der Meister Joachim Marga und Sebastian Daszkowski das Pumpwerk. Die Maschinen an ihren Geräuschen zu erkennen, ist für sie ein Kinderspiel.
"Hygienetücher machen uns Probleme"
Nun geht es tiefer, die schmalen Treppen hinab zu den Maschinen. Hier gluckert das Wasser leise durch die Rohre. Vier Anlagen stehen in dem engen Gebäude unter der Erde. Die größte Pumpe schafft 1800 Liter pro Sekunde. „Wir sammeln in der ganzen Stadt. Das Einzugsgebiet ist 120 Hektar groß“, erklärt Daszkowski – eine Fläche so groß wie 168 Fußballfelder. Dafür braucht es auch eine Menge Strom. „Rund ein Megawatt. So viel verbrauchen 60 Durchlauferhitzer gleichzeitig.“
Dennoch gibt es auch Tage, an denen die Pumpwerke überfordert sind, räumt er ein. „Zum Beispiel bei den so genannten Jahrhundert-Niederschlägen. Dafür sind die Pumpwerke nicht ausgelegt, das wäre nicht wirtschaftlich. Dann laufen die Straßen schon mal voll.“ Das sei aber die Ausnahme. Sonst liefe – bis auf kleine Störungen – alles normal. „Wir erfassen und dokumentieren alle Daten digital. So erkennen wir Unregelmäßigkeiten, noch bevor die Maschine streikt.“ Daran seien vor allem Verstopfungen Schuld. „Steine, Handtücher, Spritzen. Und vor allem Hygienetücher machen uns Probleme.“ „Und wo landet das Wasser am Ende? Kommt es sauber wieder raus?“, fragt eine WAZ-Leserin. „Leider nein“ entgegnet Sebastian Daszkowski. „Die Kloake fließt vom Pumpwerk in die Berne und mündet in die Emscher.“ Erst von da aus landet das Abwasser in der Kläranlage.