Essen. Radio Essen ist der meistgehörte Sender der Stadt. Chefredakteur Christian Pflug führte die WAZ-Leser durchs Studio in der Innenstadt.

Wo sonst bei Ruhe sofort Unruhe aufkommt, ist für einen Moment nichts zu hören. Im Studio von Radio Essen mahnt Rotlicht zur Stille: Gleich werden die Lokalnachrichten verlesen. Außer Moderatorin Claudia Steinmetz darf niemand sprechen. Nach drei Minuten wird Musik eingespielt. Die WAZ-Leser sind von ihrer Schweigepflicht entbunden. Und Roswitha Kopp legt los: „Danke für den Blitzer-Tipp auf der Bredeneyer. Da fahre ich gleich her“, sagt die Werdenerin.

Lokalnachrichten, Verkehrsservice und viel Musik: Schon drei Minuten im Live-Studio von Radio Essen haben der WAZ-Lesergruppe gezeigt, womit das schnelle Medium glänzt. 65 Prozent der Sendezeit sind in etwa Musik. Der Rest setzt sich aus Nachrichten, weiteren Wortbeiträgen und Werbung zusammen. „Musik ist Haupteinschaltgrund. Und auch Hauptumschaltgrund. Das Lokale können wir am Besten. Wir setzen auf Heimatverbundenheit“, erklärt Christian Pflug. Der Chefredakteur von Radio Essen hat sich an diesem Nachmittag viel Zeit für die WAZ-Leser genommen. Pflug redet keineswegs so viel, wie Radiojournalisten sonst gerne reden (Pflug: „Ohne Punkt und Komma“). Er beantwortet lieber in Ruhe, geduldig und offen die Fragen der Leser, von denen fast alle Hörer seines Senders sind. Und er lässt auch mal Zahlen für sein Team und sich sprechen: Radio Essen, eine von 45 Lokalstationen von Radio NRW mit Sitz in Oberhausen, ist der am meisten gehörte Sender der Stadt. Laut aktueller Analyse schalten täglich 170.000 Menschen ein, deutlich mehr als beispielsweise WDR 2 und Eins-Live.

Positiver Beitrag zur Bilanz der Stadt

Das lokale Programm aus Essen, von 6 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, wird von einer vergleichsweise kleinen Mannschaft gestemmt: Neben Chef Pflug gibt es sechs Redakteure und einige freie Mitarbeiter. Die ersten von ihnen sind morgens immer schon gegen 4.30 Uhr in den überschaubaren Studioräumen an der Lindenallee in der Innenstadt: Dann werden dort die ersten Lokalnachrichten für den anstehenden Tag vorbereitet. Der Sender, der 1992 erstmals zu hören war, hat seine zwei großen Sendefenster aus Essen. Bei Bedarf kann er aber erheblich mehr und dann gerne live berichten: „Von RWE-Spielen oder Bombenentschärfungen. Da sind wir ganz nah dabei“, erklärt Christian Pflug.

Radio Essen, auch das erklärt der Chefredakteur, ist zum größten Teil im Besitz der Funke-Mediengruppe, zu der auch die WAZ gehört. Weil auch kommunale Gesellschaften Anteile halten, reiht sich der Sender bilanziell teilweise bei den Stadttöchtern ein. „Da wir Gewinne machen, tragen wir so positiv zur Bilanz der Stadt bei“, erklärt Christian Pflug.