Essen-Borbeck. Die Schäden durch Kaninchen und Füchse möchte die evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim in Essen durch den Einsatz eines Jägers verringern.
„Ich seh’ das nicht mehr ein! Jetzt macht doch endlich mal ‘was!“ Der Dame, die sich bei Pfarrer Manfred Maier beschwerte, war den Tränen nahe. Gerade erst hatte sie auf dem Matthäusfriedhof in Borbeck frische Blumen auf das Grab ihres Mannes gestellt – und schon waren sie wieder herausgerissen und die Blüten abgeknabbert. Jetzt macht die evangelische Gemeinde etwas: Sie bläst zur Jagd auf Kaninchen und Füchse. Denn auch Meister Reineke richtet Schaden an, wenn er tiefe Löcher auf den Gräbern buddelt. „Manchen Leuten ist das gruselig“, berichtet Friedhofsgärtnergeselle Dennis Langner.
Der evangelische Matthäusfriedhof an der Ketteler Straße ist eine grüne Oase in Borbeck: 30.000 Quadratmeter groß mit rund 5300 Gräbern. Nicht selten kommen Fußballfans vorbei und besuchen vor einem Spiel von Rot-Weiss das stets in den Vereinsfarben geschmückte Grab von Georg Melches. Der RWE-Mitbegründer wurde hier 1963 in der Familiengruft begraben.
Es tun sich Gräben auf
Doch das ist die eine Seite. Die andere ist weniger idyllisch. Denn zwischen den Gräbern tun sich Gräben auf: Viele Friedhofsbesucher verwünschen inzwischen die knabberlustigen Kaninchen.
Das ist allerdings nicht neu, weiß Friedhofsverwalter Daniel Ständer: „Bis vor vier, fünf Jahren hatten wir einen Friedhofsgärtner, der die Erlaubnis hatte, gemeinsam mit einem Jäger gegen die Kaninchen vorzugehen.“ Doch die Stadt verlängerte diese Genehmigung damals nicht.
„Deshalb haben wir versucht, es ohne Jäger zu schaffen und haben abgewartet. Vielleicht beschwert sich ja niemand“, erinnert sich Daniel Ständer. Doch die Hoffnung trog: Die Kaninchen haben sich offenbar ihrem Ruf entsprechend fortgepflanzt. Die Folge: „Seit einem halben Jahr häufen sich die Beschwerden wieder.“
Füchse sind "einziger natürlicher Feind des Hasen"
Das ist ein Fall für den Friedhofsausschuss der Gemeinde. Vorsitzender ist Pfarrer Martin Maier (64). „Es wäre schön, wenn man den Tieren anders habhaft werden könnte. Aber diese Möglichkeit gibt es leider nicht“, bedauert der Geistliche. Deshalb beschloss das Gremium, die Kaninchenschar mit Hilfe eines Jägers zu dezimieren. Ein Waidmann, der hier selbst ein Grab pflegt, bot seine Hilfe an.
Evangelische Friedhöfe suchen individuelle Lösungen
Nicht auf jedem evangelischen Friedhof wird gejagt. In Haarzopf übernehmen z. B. Katzen die Aufgabe. „Das reicht aus“, sagt Pressereferent Stefan Koppelmann.
In Kupferdreh werde „trotz der Plage“ nicht gejagt. In Gerschede hingegen ist der Jäger schon lange im Einsatz: „Seitdem gibt es kein Problem mehr.“
Seit Ende Mai liegt nun der Antrag bei der Unteren Jagdbehörde, ist aber noch nicht beschieden. „Denn wir warten noch auf die fachliche Stellungnahme des Kreisjagdberaters Friedhelm Röttgen“, sagt Stadtsprecher Stefan Schulze. Dieser werde sich nach seinem Urlaub noch mal die Schäden auf dem Friedhof ansehen und dann eine Empfehlung geben.“ Dass Füchse abgeschossen werden sollen, verwundert Stefan Schulze allerdings: „Sie sind der einzige natürliche Feind des Hasen.“
Ob der Antrag nun genehmigt wird oder nicht: Noch haben die Kaninchen – anders als die Füchse – Schonzeit: Erst ab 16. Oktober ist die Jagd auf sie freigegeben.