Essen. . Weil kanadische Wildgänse im Essener Grugapark überhand nehmen und dort Spiel- und Liegewiesen vollkoten, sollen die Tiere nun bejagt werden. Ihre Schonzeit ist am Mittwoch abgelaufen.

Halali, die Jagdsaison ist eröffnet: Für kanadische Wildgänse endet mit dem heutigen 16. Juli die Schonzeit. Das Federvieh, das vielerorts zu einer Plage geworden ist, darf bejagt werden. Nicht nur in den Ruhrauen oder auf den weiten Feldern im Süden der Stadt werden Jäger die Tiere ins Visier nehmen, sondern auch im Grugapark. Dort wissen sich die Verantwortlichen nicht mehr anders zu helfen.

„Wir müssen dringend etwas tun“, sagt Bernd Schmidt-Knop, II. Werkleiter beim städtischen Eigenbetrieb. Die Zahl der Kanadagänse im Park habe längst überhand genommen. Spiel- und Freiflächen wie die bei Sonnenanbetern beliebte Kranichwiese seien übersät mit dem Kot der Tiere. Nicht zuletzt aus hygienischen Gründen sollen Wildgänse nun geschossen werden. Die Parkverwaltung hat dafür einen Antrag bei der Unteren Jagdbehörde gestellt. Denn seit den 1990er Jahren ist der Grugapark ein so genannter befriedeter Bezirk. Nur in begründeten Ausnahmefällen wird das Jagen erlaubt.

Jagd auch im Strandbad Steele und im Krupp-Park

Dieser Ausnahmefall dürfte gegeben sein, denn die Population der Kanadagänse wächst stetig. Die ersten Exemplare seien in den 1970er Jahren in Deutschland von Tierfreunden ausgesetzt worden. In den 1980er Jahren seien die ersten Kanadagänse an der Ruhr aufgetaucht, berichtet Friedhelm Röttgen, Kreisjagdbeauftragter der hiesigen Jägerschaft. Da die Tiere hier keine natürlichen Feinde fürchten müssen, hat sich ihre Zahl stetig erhöht. Auf mehrere hundert Exemplare schätzt Röttgen die Population. Heimischen Arten wie zum Beispiel der Stockente machen sie den Lebensraum streitig.

Kanadagänse suchen die Nähe zum Wasser. Das gilt für die Ruhr, aber zum Leidwesen von Betreibern und Badenden auch für das Strandbad in Steele, für den Margarethensee im Grugapark oder den See im Krupp-Park in Altendorf. Auch dort wird ein Jäger Wildgänse schießen.

Auch auf Friedhöfen wird das Jagen immer wieder erlaubt

Dass die Jagd auch mitten in der Stadt eröffnet ist, mag überraschen. Ungewöhnlich ist das nicht. Selbst auf Friedhöfen wird das Jagen immer wieder erlaubt, weil sich Kaninchen oder auch Rehe allzu breit machen. Die letzten Ruhestätten zählen zu den befriedeten Bezirken wie auch Gärten und Laubenkolonien.

Die Jagdausübungsberechtigten sind gehalten, die Polizei zu informieren, bevor sie das Feuer eröffnen. Dazu verpflichtet sind sie nicht. Schon im eigenen Interesse sollte sie zum Hörer greifen, wollen sie vermeiden, dass die Ordnungswächter mit Blaulicht anrücken, weil sie hinter dem Geknalle eine Schießerei vermuten.

Nabu lehnt die Jagd auf Kanadagänse

Die Jäger müssen zudem sicher stellen, dass sie niemanden gefährden. „Jeder ist für seinen Schuss verantwortlich“, ein hehres Gesetz der Heger und Pfleger. Geschossen wird mit Schrot. Auch deshalb lehnt der Naturschutzbund (Nabu) die Jagd auf Kanadagänse ab. Schrotkugeln streuen. Angeschossene Tiere gingen elendig ein.

„Die Jagd ist keine Lösung“, sagt Birgit Königs vom Nabu NRW. Die Naturschutzorganisation plädiert dafür, das Federvieh durch ein intelligentes „Gänsemanagement“ zu vergrämen. Wiesen sollten nicht zu kurz gemäht oder durch Sandflächen ersetzt werden. Und: „Die Tiere bitte nicht füttern.“