Essen. . In der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Elisabeth lassen sich Mediziner aus vielen Ländern weiterbilden. Ihr Wissen nehmen sie mit in die Heimat.
Gerade sind Gäste aus Indonesien, der Schweiz und China zu Besuch in der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Elisabeth-Krankenhaus. Es sind keine Patienten, die sich im Rahmen des zunehmenden Gesundheits-Tourismus von den Huttroper Herzexperten versorgen lassen. Es sind ausgebildete Doktoren und Professoren aus aller Welt, die den Essener Medizinern um die Klinik-Direktoren Oliver Bruder und Christoph Naber über die Schulter schauen. Die Gäste lernen und lassen sich für die anstehenden Aufgaben in ihren Heimatländern weiterbilden.
Das Elisabeth-Krankenhaus der Contilia-Gruppe hat als einzige Klinik im Ruhrgebiet derzeit alle Zertifikate der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie für die Ärzte-Ausbildung. Die wird ständig von mehreren ausländischen Ärzten im Krankenhaus genutzt. „Wir hatten zuletzt Mediziner aus Belgien, den USA, Saudi-Arabien und Indien hier“, sagt Klinik-Direktor Christoph Naber. Bei der Herzklappen-Operation, die der Mediziner gerade hinter sich gebracht hat, haben ihm dieses Mal Bastian Wein aus der Schweiz und Henda Ginting aus Indonesien über die Schulter geschaut. Die Gast-Ärzte werden für zwei Jahre in Huttrop mitarbeiten.
In Indonesien sind Fachärzte Mangelware
Der Kontakt zum Indonesier Ginting, 39, entstand über einen Bekannten von Christoph Naber. „Man lernt sich auf Kongressen kennen. Dann kam eine Anfrage von einem Kollegen der Indonesischen Gesellschaft für Kardiologie, der uns Herrn Ginting empfohlen hat“, erklärt Naber das weltweit funktionierende Netzwerk. In Indonesien sind Fachärzte derzeit noch Mangelware. In dem Land mit 240 Millionen Einwohnern gibt es gerade mal 500 Kardiologen. Gut ausgebildete Spezialisten werden also gesucht. So wird die Hilfe aus Huttrop zur Selbsthilfe für die Mediziner und ihr Heimatland. „Für mich ist es hilfreich, dass ich hier Experten bei den Operationen beobachten kann. Ich lerne jeden Tag etwas“, sagt Henda Ginting.
Anders als sein Kollege Bastian Wein aus der Schweiz musste der Indonesier noch Deutsch lernen. Denn das ist und bleibt bei aller Internationalität die Dienstsprache im Krankenhaus. „Wenn man mit und an Patienten arbeitet, müssen die Patienten den Arzt auch verstehen“, erklärt Christoph Naber.
Intensive-Betreuung der Gast-Ärzte
Bastian Wein, 36, aus Basel hat da einen gewissen Standortvorteil. Auch er hat sich gezielt für die anerkannte kardiologische Weiterbildung im Elisabeth-Krankenhaus beworben. Und etwas Glück gehabt.
„Die Anfragen übersteigen inzwischen längst unsere Möglichkeiten. Deshalb müssen wir auswählen“, erklärt Klinik-Direktor Oliver Bruder, der auf die intensive Betreuung der Gast-Ärzte verweist. Der Schweizer Wein schätzt vor allem die Möglichkeiten der interventionellen Kardiologie, bei der mit Kathetern und Röntgenkontrollen gearbeitet wird. „Die Qualität der Behandlung und der Versorgung ist extrem hoch. Und in der täglichen Arbeit wird die Komplexität der Eingriffe immer wieder transparent“, sagt der wissbegierige Gast aus der Schweiz, der in der Klinik für Kardiologie und Angiologie von 20 Fachärzten lernen kann. Bastian Wein hat nach kurzer Zeit auch seine Essener Patienten schätzen gelernt: „Die sind sehr freundlich und sympathisch im Umgang.“