Essen. Die Zahl der Kirchenaustritte ist in Essen im vergangenen Jahr erneut gestiegen: 1873 Katholiken kehrten ihrer Kirche endgültig den Rücken.
Fast 2000 Essener haben im vergangenen Jahr die katholische Kirche verlassen. Selbst im Jahr 2013, als der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van-Elst viele Gläubige aufbrachte, lag die Zahl mit 1162 Austritten deutlich niedriger.
Damit bestätigt die offizielle kirchliche Jahresstatistik, was sich an den Zahlen der drei Essener Amtsgerichte schon zu Jahresbeginn ablesen ließ. Aktuell gibt es in Essen noch 204 602 Katholiken, 2469 weniger als im Vorjahr. Der Schwund lässt sich vor allem durch die 1873 Kirchenaustritte erklären. Daneben schlage sich in der Kirche naturgemäß auch die allgemeine demographische Entwicklung nieder, heißt es beim Bistum: 2250 Bestattungen hätten im Jahr 2014 nur 1315 Taufen gegenüber gestanden.
19 887 Essener besuchen jedes Wochenende die Messe
Im gesamten Bistum wurden 343 Menschen neu oder wieder in die katholische Kirche aufgenommen. Mit 98 Neuzugängen verbucht Essen hier einen recht beachtlichen Anteil.
Wenig Erkenntnisse gibt es zu den Motiven der Gläubigen: Beim Kirchenaustritt handelt es sich um einen nüchternen Verwaltungsakt beim Amtsgericht. Und die Gespräche bei den Wiederaufnahmen werden nicht systematisch ausgewertet.
Zu Jahresbeginn wies Generalvikar Klaus Pfeffer darauf hin, dass die Umstellung beim Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge für „große Verunsicherung“ gesorgt habe. Zur Vorstellung der aktuellen Statistik räumte er auch ein, dass die hohe Zahl der Kirchenaustritte, „uns schonungslos vor Augen führt, wie sehr wir uns von weiten Teilen der Gesellschaft entfernt haben“. Pfeffer hat immer wieder betont, dass die Kirche auf die Menschen zugehen, ihnen neue Angebote machen müsse, statt bloß die Anwesenheit in der Messe einzufordern.
Wie die Gottesdienste noch besucht werden, wird an fünf, sechs Tagen im Jahr ermittelt: Dann sitzen in allen Heiligen Messen Kirchenangehörige mit Zählgeräten. Im Schnitt besuchen jedes Wochenende 19 887 Essener die Messe. Das entspricht einer stabilen Quote von 9,7 Prozent, die über dem bistumsweiten Wert von 8,6 Prozent liegt. Leicht erhöht hat sich die Zahl der Kommunionkinder mit 1425 (2013: 1382). Unverändert beliebt sind kirchliche Trauungen: 2014 gaben sich in Essen 344 katholische Paare vor Gott das Jawort.