Essen. . Offiziell sind im vergangenen Jahr zehn Menschen in Essen an den Folgen ihrer Sucht gestorben. Erinnert wird jedoch an mehr Opfer.
Die offizielle Statistik hat in den letzten zwölf Monaten zehn Drogentote in Essen erfasst. Beim jährlichen Gedenken für verstorbene Drogenabhängige im Dom werden an diesem Dienstag aber die Namen von 30 Essenern vorgelesen. „Neben den statistisch erfassten Drogentoten wird auch der Menschen gedacht, die an den Langzeitfolgen ihrer Sucht, zum Beispiel einer Leberzirrhose, verstorben sind“, sagt Johannes Bombeck von der Suchthilfe Direkt.
Der halbstündige Gedenkgottesdienst mit Dompropst Thomas Zander beginnt um 11.30 Uhr in der so genannten Anbetungskirche, der Eingang befindet sich unmittelbar an der Kreuzigungsgruppe Burgplatz/Ecke Kettwiger.
Ab 12 Uhr werden vor der Kirche die Vornamen und Todesdaten aus den letzten zwölf Monaten verlesen. Drogenabhängige haben ein überdimensionales farbiges Holzkreuz gebaut, an dem die Namen von Drogentoten aus den letzten Jahren heften. Für jeden wird eine Rose am Kreuz angebracht und ein Luftballon steigt auf.
Gedenken mit politischem Aspekt
Eine offizielle Drogentoten-Statistik führt Essen seit Beginn der neunziger Jahre – damals mit erschreckend hohen Zahlen: 47 Tote im Jahr 1990, 48 in 1991 und 41 in 1992. „Insgesamt weist die Statistik der letzten 25 Jahre 645 Drogentote aus“, sagt Johannes Bombeck. Zusammen mit den in den 70er und 80er Jahren nicht erfassten Drogentoten dürfte diese Zahl auf über Tausend ansteigen. Hinzu kämen ältere Drogenkonsumenten, die im Krankenhaus oder Pflegeheim versterben.
Zum Gedenktag in Essen laden folgende Organisationen ein: Suchthilfe Direkt Essen, CVJM, Essener Aidshilfe, Frauendrogenberatungsstelle Bella Donna und die katholische Kirche. Eingeladen sind in erster Linie Drogenkonsumenten, Angehörige und Menschen, die beruflich und ehrenamtlich damit zu tun oder solidarisch sind. Bundesweit findet der Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige in 60 Städten statt.
Johannes Bombeck, Koordinator des Drogenkonsumraums, betont den politischen Aspekt: „Mit dem vor allem von der Stadt finanzierten Drogenkonsumraum haben wir dazu beigetragen, die Zahl der Drogentoten in Essen im Vergleich zu den 90er Jahren deutlich zu reduzieren; hier wird im Drogennotfall sofort geholfen, wir können Ausstiegshilfen vermitteln und Gesundheitsvorsorge wird groß geschrieben.“