Essen. . Üben für den Winterdienst – und das mitten im Sommer. Ein neuer Parcours soll den Fahrern der Essener Entsorgungsbetriebe Sicherheit geben.
Die Sonne scheint, und die Temperaturen lassen an alles denken, nur nicht an den Winterdienst der Entsorgungsbetriebe. Und doch: Wer heute nicht übt, die riesigen Fahrzeuge unfallfrei zu fahren, der hat möglicherweise Probleme, wenn es denn im Winter wieder Ernst wird. Der Winterdienst-Parcours der EBE sorgt derzeit für die nötigen Trainingseinheiten.
Mit dem Fahren allein ist es bei den Räumfahrzeugen mit Schneepflug nicht getan, wobei selbst das angesichts der Höhe und der eingeschränkten Sicht im Cockpit geübt werden will. Rund um den Fahrersitz befinden sich unzählige Schalter, Hebel, Kabel, Bildschirme und allerhand anderer technischer Raffinessen, die man alle unter Kontrolle haben muss, ohne einen Unfall zu bauen. Was direkt vor dem Fahrzeug geschieht, ist nicht zu sehen. Der Fahrer hat zwar Weitblick, doch zum Rangieren und Umfahren von Hindernissen ist eine Menge Gefühl für das Fahrzeug und auch eine kleine Extraportion Selbstvertrauen nötig.
Route mit typischen Tücken des Straßenverkehrs
Die Schulung besteht unter anderem aus Fahrübungen an der Sole-Anlage, dem Salzbunker und natürlich auch im Straßenverkehr. Um den Ernstfall so realistisch wie möglich nachzustellen, hat EBE-Mitarbeiter Rolf Buse in diesem Jahr mit dem Parcours neue Wege beschritten: 35 rot-weiße Hütchen stellen eine Route mit typischen Tücken des Straßenverkehrs nach: enge Links- und Rechtskurven, Fahrbahnverengungen und eine Parkbucht muss der „Schüler“ hier meistern.
Neben Fahrtrainer Jürgen Sander hat auch Parcours-Erfinder Rolf Buse seinen Schützling stets im Blick: „Immer wenn ein Hütchen umfällt, gibt’s für mich einen Kakao!“, scherzt er. Das Schneeschild des Räumfahrzeugs kann hochgestellt werden und ist im Einsatz heruntergeklappt, so dass es über den Boden schleifen und den Schnee wegschieben kann. Das Übungsfahrzeug wurde extra mit kleinen Rollen ausgestattet, damit der Fahrer situationsgetreu mit heruntergelassenem Schneeschild fahren kann, ohne es über den Übungsboden schleifen zu lassen.
Die Angst im Ernstfall nehmen
Auch EBE-Prokurist Rolf Friesewinkel betont die Notwendigkeit des Trainings bereits im Sommer: „Die Winter hier kommen kurzfristig und heftig.“ Daher sei es wichtig, schon jetzt auf alles vorbereitet zu sein. Es gehe nicht zuletzt auch darum, den Mitarbeitern die Angst im Ernstfall zu nehmen. Das Training wird bis einschließlich Oktober stattfinden; ab 1. November beginnt dann die Winterbereitschaft, deren Pläne bereits minuziös ausgearbeitet seien.
Mehr als 150 Mitarbeiter sind eingeteilt, von denen viele sonst bei der Straßenreinigung oder der Müllabfuhr tätig sind. Über die Fahr-Schulungen sind die EBE-Leute froh. Patrick Müller, der eigentlich kleinere Sprinter fährt, ist heute das erste Mal auf dem Parcours. „Mir wird hier noch einmal bewusst, wie wichtig das Tempo ist“, sagt er. Fährt man zu schnell, ist der Wagen samt Schneeschild nicht mehr unter Kontrolle – und es wird leicht etwas gerammt. Das ist das Letzte, was man als Winterdienstfahrer erleben möchte.