Essen. . Essen leistet sich als eine der wenigen Städte in NRW eine wöchentliche Tonnenleerung. Der Bund der Steuerzahler sieht hier Einspar-Möglichkeiten.
Bei der Müllentsorgung gehört Essen zu den Paradiesvögeln: Neben Essen lassen nur noch acht Städte in NRW die graue Restmüll-Tonne jede Woche leeren. Unter anderem gilt das auch für Düsseldorf, Bottrop, Gelsenkirchen und Mülheim. Die meisten anderen Kommunen haben dagegen einen 14-täglichen Rhythmus, manche bieten sogar eine vierwöchentliche Abholung an, wie der aktuelle Gebührenvergleich vom Bund der Steuerzahler (BdSt) in NRW zeigt.
Der BdSt glaubt jedoch, dass die Essener unterm Strich Gebühren sparen würden, wenn auch ihr Müll nicht mehr wöchentlich geholt werden würde. „Wir appellieren an die Stadt, den Abfuhrrhythmus zu ändern“, unterstrich Harald Schledorn, Gebührenexperte des BdSt NRW. Die Gebührenkalkulation in Städten wie Köln (wöchentliche Abholung) habe gezeigt, dass die Logistikkosten über 20 Prozent ausmachten.
In Dortmund wird der Restmüll alle zwei Wochen geholt
Das Argument, dass Essen mit über 570 000 Einwohnern eine dichtbesiedelte Großstadt ist, lässt Schledorn so nicht gelten. Er führt als Beispiel die Stadt Dortmund ins Feld. „Wenn es dort funktioniert, warum dann nicht in Essen?“, fragt er. In Dortmund wird der Restmüll bereits seit den 80er Jahren nur alle zwei Wochen geholt. Ohne Probleme, wie eine Sprecherin der dortigen Entsorgungsbetriebe EDG sagte. Ausnahmen sind auf Antrag möglich.
Die graue 120 Liter Tonne ist in Dortmund fast 100 Euro günstiger als in Essen, die 80 Liter Tonne 80 Euro. Allerdings ist ein solcher Preisvergleich schwierig. Denn vor allem die Verbrennungskosten sind bei den Gebühren ein entscheidender Faktor. Hinzu kommt: Die Biotonne, die sich viele Essener bei einer 14-täglichen Abfuhr wohl zusätzlich aufstellen müssten, kostet wiederum in Dortmund deutlich mehr. Außerdem werden die Tonnen in Essen im Vollservice abgeholt. Das heißt: Die Hausbesitzer müssen ihre Tonnen nicht selbst an den Straßenrand stellen. Das erledigt die EBE und das lässt sie sich auch bezahlen.
Die Gebühren sind in Essen dennoch vergleichsweise moderat. Unter den Städten mit wöchentlicher Abfuhr liegt Essen leicht unter dem Durchschnitt. Das liegt vor allem an den recht günstigen Verbrennungskosten im abgeschriebenen Müllofen in Karnap. Allerdings müssen auch die Essener dieses Jahr mehr für ihren Müll zahlen. Für einen Vier-Personen-Musterhaushalt (graue 120 Liter Tonne, 120 Liter Tonne Bioabfall) hat der Bund der Steuerzahler 381,60 Euro errechnet, knapp 30 Euro mehr als im Jahr zuvor. Die günstigste Stadt ist Gelsenkirchen, wo ein solcher Haushalt 215 Euro zahlt. Die Nachbarstadt Bottrop kommt auf 282 Euro.
EBE ist skeptisch
Die EBE reagierte indes skeptisch auf den Vorstoß des Steuerzahlerbundes. Viele Haushalte hätten dann ein Platzproblem, wenn sie mehr oder größere Tonnen aufstellen müssten, so eine Sprecherin. Schließlich falle bis zur Leerung dann die doppelte Menge an. Schledorn hält diese Rechnung für zu einfach: „Viele würden dann sicher besser als bislang trennen.“
Den Abfall-Rhythmus zu ändern, wäre letztlich Aufgabe der Politik. Doch Schledorn glaubt zu wissen, warum sich diese damit schwer tut: „Die Politik fürchtet, dass es dann zu einem Personalabbau in den städtischen Entsorgungsbetrieben kommen würde und packt deshalb das Thema ungern an.“