Essen. Die Angeklagten traten als Ärzte im Kittel auf, gaben sich seriös - und verkauften so gestohlene Autos. Jetzt stehen sie in Essen vor Gericht.

Gäbe es die schwarzen Roben für die Verteidiger nicht, wären sie optisch nur schwer von den Angeklagten zu unterscheiden. Manch einer der Angeklagten ist mit Krawatte sogar besser gekleidet als die Juristen an ihrer Seite. Um Betrug geht es seit Dienstag vor der XVII. Strafkammer: Getarnt als seriöse Bürger sollen die sieben Männer aus Essen, 25 bis 30 Jahre alt, 42 geklaute Autos an arglose Interessenten verkauft haben.

Die Masche war immer gleich, ließ sich von den fantasievollen Tätern aber immer wieder variieren. Im Kern erwarben sie teure Luxuslimousinen, meist Fahrzeuge der Marke BMW, für wenig Geld, versahen sie mit gefälschten Papieren und Nummernschildern. Danach inserierten sie die Autos auf Internet-Plattformen. Beim Verkauf gaben sie sich als seriöse Verkäufer und wiesen sich mit ebenfalls gefälschten Personalausweisen aus. Erst wenn die ahnungslosen Käufer ihr frisch gekauftes Auto anmelden wollten, flog der Schwindel auf.

Gefälschte Schecks

Oft kauften die Angeklagten die Autos von den Dieben. Mancher BMW wechselte auch illegal den Besitzer, indem er mit gefälschten Schecks in Italien gekauft wurde oder an Mietwagenfirmen nicht zurückgegeben wurde. Aus Belgien, Frankreich und Deutschland stammte der Großteil der Autos.

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Manchmal zweifelten die Käufer auch. So hatten die Täter im September 2013 einen in Belgien gestohlenen Mercedes erworben. 5000 Euro zahlten sie dafür. Am 25. September hatten sie einen Käufer gefunden, wollten das Auto in Essen für den vereinbarten Preis von 17.000 Euro übergeben. Doch der Käufer war kein Laie, sondern der Profi-Einkäufer eines Autohauses aus Mannheim. Er überreichte zwar die 17.000 Euro Bargeld, laut Anklage kamen ihm aber unmittelbar danach Zweifel. Es nutzte nichts: Der Verkäufer rannte mit dem Geld einfach davon.

Zwei andere Fälle zeigen, dass Zweifel an der Seriosität gar nicht erst aufkommen, wenn der richtige Beruf zur Tarnung gewählt wird. So vereinbarten sie am 25. Januar 2014 den Parkplatz eines Krankenhauses in Ratingen als Verkaufsort für einen BMW X6. Als der Käufer kam, trat ihm im wehenden Arztkittel mit einem Stethoskop um den Hals einer der Täter entgegen. Arglos überreichte der Käufer dem vermeintlichen Chefarzt 43.000 Euro in bar.

Mit Arztkittel und Stethoskop

Einen weiteren BMW X6 verkauften sie in Münster. Dort wählten sie den Parkplatz des Franziskus-Hospitals als Treffpunkt. Auch diesmal hatte sich der 28 Jahre alte Hauptangeklagte mit Arztkittel und Stethoskop ausgestattet. Statt HNO-Arzt nannte er sich diesmal Neurologe und kassierte 35.500 Euro.

Neun Prozesstage hat die Kammer geplant. Die Angeklagten zeigen sich am ersten Tag aber sehr geständnisfreudig, so dass der Prozess wohl eher beendet wird.