Essen. . Laut Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung sollen die Dienstzeiten der Ärzte im Essener Kindernotdienst reduziert werden. Mediziner warnen vor Folgen.
Die geplanten Strukturreformen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein treffen auch den kinder- und jugendärztlichen Notdienst am Elisabeth-Krankenhaus in Essen. Künftig soll für Kinderärzte eine Dienst-Obergrenze mit festgelegter Stundenzahl gelten. „Damit können wir unsere gute Versorgung in Essen nicht mehr aufrecht erhalten. Wir müssten Öffnungsdienste reduzieren“, warnt Christiane Möhlmann, Obfrau der Kinder- und Jugendärzte. Auch Öffnungstage stehen zur Disposition.
Im Februar hatten erstmals Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung aus Düsseldorf für Aufregung gesorgt: Damals sollten die Zeiten des kinderärztlichen Notdienstes, der öffnet, wenn Praxen schließen, und der am Wochenende 24 Stunden besetzt ist, um 50 Prozent reduziert werden. Es formierte sich Widerstand, eine Petition von Eltern hat inzwischen über 8000 Unterstützer. Auch als Konsequenz auf den regen Protest beschloss die Delegiertenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung auf ihrer letzten Sitzung, die Beschlüsse aus dem Februar zu ergänzen. Jetzt heißt es: „Bei Kinderärzten gilt künftig eine Dienst-Obergrenze im Notdienst von 68 Stunden pro Jahr.“ Diese Zahl kann „bei regionalen Besonderheiten“ um 15 Prozent erhöht werden. Bislang gab es keine Einschränkung.
40 Kinderärzte in der Notdienst-Praxis
„Um unser Angebot zu erhalten, brauchen wir 90 Stunden“, sagt Christiane Möhlmann, die zu den 40 Kinderärzten zählt, die in der Notdienst-Praxis am Elisabeth-Krankenhaus Dienst leisten. Die ist ausgelastet, an Wochenend-Tagen werden bis zu 350 Kinder behandelt. Dann sind auch mal zwei Ärzte im Einsatz. „Wir müssten auf einen Kollegen reduzieren. Oder um 20 Uhr schließen. Oder weitergehende Einschnitte machen“, warnt Christiane Möhlmann, die ihre Praxis in Holsterhausen hat.
Bei der Kassenärztlichen Vereinigung weist man darauf hin, dass der Reformbeschluss in der Vertreterversammlung beschlossen wurde. Mit den Dienst-Vorgaben, die 2016 oder 2017 umgesetzt werden sollen, will man flächendeckend einheitliche Strukturen schaffen. „Und damit Patienten und Ärzten Planungssicherheit geben“, erklärt ein Sprecher.
Eltern werde Planungssicherheit genommen
„Den Essener Eltern wird Planungssicherheit genommen“, kontert Christiane Möhlmann und weist auf drohende Konsequenzen hin. Sie hat ein Beispiel: „Bei Pseudokrupp, einer Entzündung der Atemwege, japsen Säuglinge und Kinder nach Luft. Das macht erst mal einen gefährlichen Eindruck.“ Kinderärzte können entsprechende Symptome besser einschätzen und behandeln als andere Mediziner. „Die überweisen zur Sicherheit ins Krankenhaus. Und wir haben in Essen zu wenig Kinderbetten“, sagt Christiane Möhlmann.
Die Uniklinik und das Elisabeth-Krankenhaus haben entsprechende Ressourcen. Deren Kinderärzten würde dann erhebliche Mehrbelastung drohen, wenn der Notdienst die Öffnungszeiten reduziert. „Deshalb werden wir alles probieren, um das Angebot für Kinder und Eltern so zu erhalten“, kündigt Christiane Möhlmann an.