Essen. Die Opfer von Misshandlung und Verwahrlosung in Essen werden jünger. Der Kinderschutzbund plant deshalb eine zweite Notaufnahme in Borbeck.

Die junge Mutter ließ ihr Kind links liegen – im Bett. Tagein, tagaus. Ihr Sohn war ihr im Weg, bis ein Kinderarzt Verdacht schöpfte und Alarm schlug. Als der Zweijährige in der Notaufnahme des Kinderschutzbundes landete, konnte er keinen Schritt laufen und Nahrung nur aus der Flasche zu sich nehmen.

Der Kleine ist eins von 63 misshandelten, missbrauchten oder verwahrlosten Kindern, die allein im vergangenen Jahr ein neues Zuhause auf Zeit im Altenessener „Spatzennest“ fanden, um sie vor ihren schlagenden, drogenabhängigen, überforderten Eltern zu schützen.

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100 junge Opfer mussten abgelehnt werden, die Kindernotaufnahme war voll bis unters Dach. „Es werden mehr Kinder“, weiß Martina Heuer, Einrichtungs-Leiterin, „und sie werden immer jünger.“ Dieser erschreckenden Entwicklung will der Essener Kinderschutzbund nicht tatenlos zusehen. An der Zweigstraße in Borbeck plant der Ortsverband ein zweites „Spatzennest“ mit einem neuen Konzept für eine intensivere pädagogische Betreuung, die auf die besonderen Bedürfnisse vor allem kleiner, viel zu früh traumatisierter Kinder abgestimmt ist.

Auch Unternehmen sind aufgerufen

Während sich der Tagesbetrieb des Hauses über Pflegesätze finanzieren lässt, muss der Kinderschutzbund die Kosten für den über 500 Quadratmeter großen Neubau allein aufbringen. Ein Kraftakt: Auf den Ortsverband, der von Spenden und Mitgliedsbeiträgen lebt, kommen 1,2 Millionen Euro zu, sagt dessen Vorstandsvorsitzender Ulrich Spie, der sich jetzt mit der Bitte um größtmögliche Unterstützung an die NRZ gewandt hat. Sozusagen aus alter Verbundenheit mit den besten Erfahrungen: Nach vielen Jahren erfolgreicher Weihnachtsaktionen für die Spatzen in der Altenessener Notaufnahme kennen gerade unsere Leserinnen und Leser die schrecklichen Schicksale der Kinder und die Notwendigkeit der gemeinsamen Hilfe nur zu gut.

Aber nicht nur Einzelpersonen, auch Unternehmen und Institutionen, die zu einer breiten Bürgersolidarität mit den Schwächsten unserer Stadtgesellschaft beitragen möchten, sind aufgerufen, den Bau des neuen „Spatzennests“ zu unterstützen. Warum nicht einen Nachbarschaftstreff in den Dienst der guten Sache stellen oder den Erlös eines Stadtteilfestes dem Kinderschutzbund zukommen lassen? „Jeder Euro hilft uns“, sagt Spie.

In der Außenfassade des Spatzennests verewigen lassen

Auf Wunsch wird die NRZ über die Aktionen der Spender berichten, und der Kinderschutzbund hat sich für alle Unterstützer etwas Besonderes ausgedacht: Sie können sich in der Außenfassade des Spatzennests verewigen lassen. 900 Klinker zu je 1000 Euro sind dort zu vergeben, wo die Steine Namen bekommen sollen.

Dahinter finden sich acht Zimmer für die Kleinen, ein Aufnahme- und Bereitschaftsraum, in dem ein Kind, das aus einer akuten Krisensituation gerettet wurde, sich mit professioneller Unterstützung wieder fassen kann, mehrere Spielzimmer auch für die heilpädagogische Einzelbetreuung, ein Raum für die Nachtbereitschaft und vieles mehr.

Um all dies verwirklichen zu können, hofft nicht nur Ulrich Spie auf eine große Hilfsbereitschaft. Eine seiner Rechnungen geht bereits auf: Wer 1000 Euro beisteuert, kann die Hälfte davon steuerlich absetzen. Was für den Spender heißt: „500 Euro können ein Kind vor dem Tod retten.“

So können Sie für das neue Spatzennest spenden:

Die neue Kindernotaufnahme soll Ende des Jahres in Betrieb gehen. Um die Pläne zu realisieren, benötigt der Kinderschutzbund Unterstützer.

Spendenüberweisungen unter dem Stichwort „Kleine Spatzen“ sind möglich auf folgende Konten des Kinderschutzbundes:

Nationalbank AG, IBAN: DE54 3602 0030 0000 1141 11, BIC: NBAGDE3E


  • Sparkasse Essen, IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00, BIC: SPESDE3E

  • Der Kinderschutzbund stellt Spendenquittungen aus.