Essen. Relativ wahllos hat ein 36-Jähriger Kinder und Jugendliche missbraucht, aber in der U-Haft will er jetzt die Liebe zu Frauen entdeckt haben.
Neun Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern wirft die Anklage dem 36-Jährigen vor, und er gesteht die Taten vor Gericht. Geläutert gibt sich der Mann aus dem Essener Ostviertel, bedankt sich bei der V. Strafkammer sogar für die U-Haft. Ob er wirklich schon Distanz zu seiner pädophilen Neigung gefunden hat, wird die Kammer prüfen müssen.
Anfang 2013 hatte er vom Amtsgericht Essen acht Monate Haft mit Bewährung bekommen, weil er Kinderpornos aus dem Internet auf seinen Computer geladen hatte. Diese acht Monate Freiheitsstrafe musste er später verbüßen, als die neuen Vorwürfe bekannt wurden. So sitzt er jetzt schon seit einem Jahr im Gefängnis.
Verurteilter gesteht die Tat
Relativ wahllos und in schneller Folge suchte er sich seine Opfer aus. Im Jahre 2012 bekam er Kontakt zu einem jungen Mann über Bekannte aus einschlägigen Foren im Internet. 16 Jahre war der Junge, mit dem er Wodka trank. Als der 16-Jährige schlief, verging er sich an ihm. Er gesteht diese Tat. Aber die Beweislage war auch so nicht schlecht, weil der Angeklagte den gesamten Missbrauch gefilmt hatte.
Auch bei den anderen Taten hatte er die Kamera stets dabei. Da gab es den elfjährigen Jungen aus der Nachbarschaft, den er mal in einem Park im Gebüsch missbrauchte und zweimal in seiner Wohnung. Im selben Jahr missbrauchte er noch einen achtjährigen Jungen und einen Dreizehnjährigen, denen er sich im Umfeld einer Trinkhalle näherte. Und schließlich ein 15-Jähriger: Kurz nach dem Kennenlernen im Schwimmbad fuhr er mit dem Jungen zu einem Freund in Hamburg, missbrauchte auch ihn.
Einschränkungen im Geständnis
Kleine Einschränkungen kennt sein Geständnis. So sei der Elfjährige „sexualisiert“ gewesen, der schlafende 16-Jährige hätte „mir den Sex bestimmt erlaubt“.
Aber er will sich nicht beschweren. Dass er seit einem Jahr in U-Haft sitzt, „bekommt mir gut“, sagt der ehemalige Sonderschüler, der in Freiheit zuletzt von Hartz IV lebte. Und weiter: „Haft muss sein. Definitiv. Denn ich habe was getan. Ich bin auch dankbar für die Haft.“
Er setzt auf die Therapien, die im Gefängnis angeboten werden: „In der JVA wird mir klargemacht, dass ich völlig falsch denke.“ Was das bedeute, will Richterin Luise Nünning wissen. „Ich denke nicht nach. Ich handele aus dem Bauch heraus – wie ein dummer kleiner Junge.“ Er arbeite jetzt an sich; „Ich will die Therapie, um straffrei zu leben.“ Das sei hart, fügt er hinzu. Immerhin, einen Erfolg scheint er erreicht zu haben: „Seit ich in Haft sitze, habe ich immer mehr Interesse an Frauen.“