Essen. . Was trug Roland Berger zum Stadionneubau in Essen bei? Der Aufsichtsrat der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) bekam es nun schwarz auf weiß.

Die Volksweisheit, wonach guter Rat teuer ist, scheint sich auf ironische Weise beim Bau des Stadions an der Hafenstraße und beim „Projekt Fußball“ zu bewahrheiten. So hat die Unternehmensberatung Roland Berger für ihr Millionen schweres Honorar vor allem eines produziert: kiloweise Papier. Diesen Eindruck gewann der Aufsichtsrat der „Grundstücksverwaltung Essen“ (GVE) in der jüngsten Sitzung. Wer sich den zweifelhaften Spaß mache, jene 3,3 Millionen Euro, die Roland Berger erhalten hat, pro Seite umzulegen, komme auf einen sagenhaften Stückpreis von 1290 Euro.

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Was aber genau hat so viel Geld gekostet? Der Aufsichtsrat erfuhr dazu wenig Konkretes. In Erinnerung gerufen sei deshalb auch jenes „get together“ Ende Juli 2009 im „Seaside Beach“ am Baldeneysee zu der die Stadt, die Sparkasse und Rot-Weiss Essen 350 Gäste geladen hatten, in der Hoffnung möglichst viele davon als Sponsoren zu gewinnen. Wenige Tage später trat RWE zu einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Kuba an. Die Vermutung liegt nahe, dass es nicht der klamme Verein war, der die Gage zahlte. Dass ein Mitarbeiter von Roland Berger im Auftrag der GVE die Geschäfte von Rot-Weiss Essen führte, ist hingegen verbrieft.

Elf Rechnungen - keine Ausschreibung

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Offenbar hat sich damals niemand der Verantwortlichen die Mühe gemacht – oder nicht machen wollen – einmal unter einander zu schreiben, was das Ganze die Stadt denn kostet. So steht Dirk Miklikowski als Feuerwehrmann und Interimsgeschäftsführer der GVE ziemlich ratlos vor elf Rechnungen, die Roland Berger der Stadttochter von 2008 bis 2010 mit dem Vermerk „Beratung Georg-Melches-Stadion“ präsentiert hat. Ohne, dass es dafür eine Ausschreibung gegeben hätte. Dabei hätten die Teilnehmer jener „Elefantenrunde“ im März 2008 hellhörig werden können, als der damalige GVE-Chef Andreas Hillebrand angekündigt haben soll, 300 000 bis 400 000 Euro auszugeben, um Roland Berger zu beauftragen. 100 000 Euro sollen da bereits geflossen sein. So stellte es Ex-Stadtdirektor Christian Hülsmann jüngst im Pressegespräch dar.

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Eine Ausschreibung wäre unbedingt erforderlich gewesen, sagt Interimsgeschäftsführer Miklikowski. Belege dafür, dass Hillebrand mehrere Angebote eingeholt hat, fanden sich bislang jedoch nicht. Auch der Vertrag mit Roland Berger, datiert auf den 23. September 2009, bleibt verschwunden. Miklikwoski setzt auf die Kooperationsbereitschaft der Unternehmensberatung. Die Antwort aus München auf seinen Fragenkatalog steht noch aus.