Essen. . Weil die städtische „Grundstücksverwaltung Essen“ die Arena an Rot-Weiss Essen verpachtet hat, muss sie für eine Loge 65.000 Euro pro Jahr zahlen.

Die Serie der Ungereimtheiten um den Bau und Betrieb des neuen Stadions an der Hafenstraße reißt nicht ab. Dazu gehört auch folgende Blüte: Die Stadt ist Mieterin im eigenen Stadion.

Konkret geht es um die „Sparkassen-Loge“ im VIP-Bereich der Arena. Für deren Nutzung zahlt die „Grundstücksverwaltung Essen“ (GVE) Rot-Weiss Essen pro Jahr 65 000 Euro; zehn VIP-Tickets gibt es dafür inklusive. Zum Vergleich: Der Traditionsverein zahlte zuletzt pro Jahr durchschnittlich 100 000 Euro an Pacht für das Stadion. Davon bleibt beim Betreiber und Eigentümer nicht mehr viel übrig.

Rechte zur Vermarktung der Logen abgetreten

Wie kann das sein? Mit Abschluss des Pachtvertrages hat die GVE die Rechte zur Vermarktung der Logen abgetreten. Blumig formuliert heißt es in dem Kontrakt: „...ausschließlich der Pächter ist berechtigt, das Pachtobjekt zu nutzen und dessen Früchte zu genießen.“ Dass eine besonders süße Frucht der Sparkasse zusteht, weil diese sich mit fünf Millionen Euro am Bau des Stadions beteiligt hatte, ist offenbar unter den Tisch gefallen. Im Pachtvertrag findet sich dazu jedenfalls kein Wort. Dabei hatten sich die Verhandlungen drei Jahre lang hingezogen; erst im Dezember vergangenen Jahres gab der Rat der Stadt seinen Segen. Die Vereinbarung mit der Sparkasse datiert dagegen von Sommer 2012.

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Hatte GVE-Chef Andreas Hillebrand schlicht den Überblick verloren? Oder wollte er RWE finanziell entgegen kommen, wie mancher aus der politischen Szene hinter vorgehaltener Hand unkt?

Rot-Weiss Essen weist jede Spekulation weit von sich

Von Vereinsseite weist man jede Spekulation weit von sich. Bei den Verhandlungen mit der GVE sei es von Anfang an um die Frage gegangen, welche Leistungen Rot-Weiss Essen für die Zahlung einer Pacht erwarten könne, betont RWE-Vorstand Michael Welling. Welche Verpflichtungen Hillebrand gegenüber der Sparkasse eingegangen war, sei nicht Gegenstand der Gespräche gewesen.

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Ob Eigentümer oder nicht, die GVE müsse für die Loge zahlen oder die Pacht reduzieren, sagt RWE-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Hülsmann. „Dass wäre sonst dasselbe, als wenn man eine Vier-Zimmer-Wohnung mietet, dafür die vereinbarte Miete zahlt und der Vermieter plötzlich ein Zimmer selbst nutzen will.“

Ursprünglich sollte RWE gar nichts bezahlen

Ab einem Jahresumsatz von 3,8 Millionen Euro zahlt RWE jeden vierten Euro, den der Verein im Stadion einnimmt, an die GVE. Ursprünglich sollte der Viertligist gar nichts bezahlen. Erst als der Rat 2012 nachträglich entschied, die Business- und VIP-Bereiche auszubauen, stand eine Pachtzahlung überhaupt zur Debatte.

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Zu den jährlichen Betriebskosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro, trägt die Pacht nur einen Bruchteil bei. Rechnet man den städtischen Zuschuss von 500 000 Euro pro Jahr hinzu, trägt die Stadt den Löwenanteil der Kosten.

Rot-Weiss Essen hält dem entgegen, dass der Verein 1,8 Millionen Euro pro Saison an Aufwendungen zahle, von denen allein städtische Tochtergesellschaften durch Aufträge für Reinigung, Catering, Transport oder technische Dienstleistungen profitierten. Hülsmann nennt das Solidaritätsbeitrag.