Essen. Jürgen Schaaf und Philip Berndroth haben sich dafür eingesetzt, dass Bürger in Steele freies WLAN-Internet nutzen können. Auch im Freibad Steele wird die mobile Internetnutzung via „Freifunk“ bald möglich sein.

Spätestens zu Beginn der Sommerferien wird es im Freibad Steele wieder voll werden. Wenn Kinder, Jugendliche und Erwachsene dann ihre Sommerfotos in die Welt senden oder erfahren wollen, was außerhalb von Liegewiese und Schwimmbecken los ist, können sie das bald auf einem bequemeren Weg. Das Freibad ist im Mai auch als freie WLAN-Zone erschlossen worden. „Wenn ich recht informiert bin, ist das einzigartig für Essen“, sagt Jürgen Schaaf.

Der Steelenser hat lange für frei zugängliches Internet in seinem Stadtteil die Werbetrommel gerührt. Gemeinsam mit dem IT-Unternehmer Philip Berndroth wollte Schaaf dafür sorgen, dass jeder Bürger einfach und kostenfrei ins weltweite Netz kommt. Deshalb engagierte sich das Duo auch in der bundesweiten Initiative „Freifunk“. Mit großem Erfolg.

Seit Herbst vergangenen Jahres ist das Steeler Zentrum auch eine freie WLAN-Zone. Wer sich auf einer Bank auf dem Kaiser-Otto-Platz per Smartphone oder auf dem Laptop ein Online-Video angucken will, kann das nun ohne Probleme und Gebühren.

Gleiches gilt für die Ruhrpromenade. „Dort haben wir große Unterstützung durch den Schwimmverein und den Ruderverein bekommen“, erklärt Schaaf. Um das Gemeinschaftsnetz mit Routern aufzubauen, mussten er und seine Mitstreiter zwar einige Stunden investieren. „Dafür hat sich es sich aber gelohnt“, sagt Schaaf.

Die Freifunk-Bewegung in Steele hatte nach einem Artikel dieser Zeitung im vergangenen August an Zulauf und Akzeptanz gewonnen. In diesem Bericht wies Philip Berndroth auf die Bedeutung des Internets als zentralen Zugang zu Information hin. Seiner Meinung nach gehört es zur „Grundversorgung – ebenso wie Strom oder Wasser“. Die Geschäftsleute und Privatmenschen konnte Berndroth überzeugen. Die 35 Euro für einen Router wurden von ihnen gerne ausgegeben.

Keine Chance für Abmahnanwälte

Auch Bedenken, dass sich die Freifunk-Nutzer in eine rechtliche Grauzone begeben könnten, konnten die Initiatoren zerstreuen. „Die Freifunk-Knoten bauen lediglich eine Verbindung mit den Freifunk-Servern auf, die im Besitz des Vereins sind“, erklärte Berndroth damals. „Die Abmahnanwälte, die Downloads zurückverfolgen, stoßen also nicht auf den Gastronomen, der einen unserer Router installiert hat, sondern auf Freifunk – und der Verein kann nicht nachvollziehen, von welchem Knoten der Download kam.“

Diese Argumente zogen, und so konnten sich die Steelenser nach und nach über einen besseren Surf-Komfort freuen. Mit einer Antenne auf dem Wasserturm konnte der Empfang noch weiter verbessert werden.

Das Projekt Freifunk für Steele ist nach dieser Installation aber noch lange nicht abgeschlossen. „Wir kümmern uns nun darum, dass auch die äußeren Gebiete des Stadtteils versorgt werden“, sagt Schaaf. Nach dem Freibad steht nun das Areal um das Kulturzentrum Grend im Fokus.

Die Freifunk-Idee kommt aus der Hauptstadt

Die Freifunk-Initiative hat ihren Ursprung in Berlin. Die Mitglieder haben sich zum Ziel gemacht, freie, unabhängige und nichtkommerzielle Computer-Funknetze zu etablieren. Jeder Nutzer im Freifunk-Netz stellt seinen WLAN-Router anderen Teilnehmern zur Verfügung.

Im Gegenzug kann er ebenfalls Daten, wie zum Beispiel Text, Musik oder Filme über das interne Freifunk-Netz übertragen sowie über von anderen Teilnehmern eingerichtete Dienste im Netz chatten, telefonieren und gemeinsam Online-Spiele spielen.