Essen. Torsten Kinghorst aus Freisenbruch ist ehrenamtlicher Rettungsassistent bei den Johannitern. Sein Einsatzort liegt drei Autostunden von Kathmandu entfernt.
In Essen stehen die Uhren an diesem Mittwoch noch auf 15 Uhr, da ist es in Nepal schon kurz vor 19 Uhr. Es beginnt zu dämmern. Als sich der Essener Rettungsassistent Torsten Kinghorst, ein Johanniter, am Telefon meldet, stört kein Rauschen das Gespräch. „Mit einem unserer Ärzte und einem Dolmetscher war ich heute in drei kleinen Dörfern im Einsatz“, erzählt der 43 Jahre alte Freisenbrucher.
In den Bergen von Koladawan, etwa drei Autostunden nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu, hat das elfköpfige Johanniter-Team aus Deutschland einen so genannten „Medizinischen Behandlungspunkt“ errichtet – eine Krankenstation unter freiem Himmel.
Zwei bis drei Nachbeben pro Tag
„Aktion Deutschland Hilft“ – Stichwort: Erdbeben Nepal
Nepal wurde am Samstag, 25. April, um 11.56 Uhr Ortszeit vom schwersten Erdbeben in der Geschichte des Landes erschüttert. Laut UN-Angaben sind mehr als 6250 Menschen ums Leben gekommen. Die Hauptstadt Kathmandu, reich an Sehenswürdigkeiten, ist größtenteils zerstört.
Die Johanniter sind Mitglied im Spendenbündnis „Aktion Deutschland Hilft“ und rufen gemeinsam zu Spenden auf:
Aktion Deutschland Hilft
Stichwort: Erdbeben Nepal
Spendenkonto 10 20 30
Bank für Sozialwirtschaft
Bankleitzahl 370 205 00
Bald zwei Wochen nach der furchtbaren Erdbebenkatastrophe erschüttern nach wie vor täglich zwei bis drei Nachbeben mittlerer Stärke das geschundene Land. „Nur fünf Minuten vor dem Telefongespräch haben die Wellblech-Wände erneut gezittert“, berichtet der Essener, der all’ die schrecklichen Bilder bestätigt, die in diesen Tagen von Nepal um den Erdball geschickt werden. „In den drei kleinen Dörfern steht kein Stein mehr auf dem anderen, die ohnehin bitterarmen Menschen hausen in den Ruinen unter Plastikplanen.“
Schon seit 22 Jahren engagiert sich Torsten Kinghorst bei der Johanniter-Unfallhilfe: Sein Job als Rettungsassistent ist ein Ehrenamt. Hauptberuflich ist er Chemikant bei Evonik auf der Goldschmidtstraße. Als er aus Berlin seinen „Einsatzbefehl“ für Nepal erhielt, dauerte es nur zwei Minuten, da gab sein Vorgesetzter grünes Licht. „Komm gesund zurück“, gab er ihm mit auf den beschwerlichen Weg.
Essener hilft Erdbebenopfern
Nach dem Einsatz auf der Karibik-Insel Haiti, die 2010 ebenfalls von einem fürchterlichen Erdbeben heimgesucht wurde, ist Nepal der zweite Katastrophen-Einsatz des Essener Johanniters. Wie reagieren die Menschen auf den deutschen Hilfseinsatz? „Sie wissen genau, woher wir kommen“, berichtet Kinghorst, „ihr Lächeln ist ein Geschenk.“ Und er fügt hinzu: „Sie sind dankbar für jede Hilfe.“
Schnittverletzungen und Entzündungen
Diese wird in Nepal händeringend benötigt. Weil die Schwerverletzten längst zügig mit Hubschraubern ausgeflogen worden sind, kümmert sich Kinghorsts Notfall-Team jetzt hauptsächlich um Leichtverletzte – insbesondere um die Wundversorgung. Viele Patienten haben unversorgte Schnittverletzungen, sie leiden an Entzündungen oder an Kopf- und Gesichtsverletzungen. Entweder kommen die Leute zum Johanniter-Stützpunkt oder die deutschen Helfer werfen ihre roten Spezialrucksäcke über und marschieren in die Dörfer, die durch Erdrutsche von der Außenwelt abgeschnitten sind. Jetzt, Anfang Mai, herrschen in dem landschaftlich reizvollen Himalaya-Staat angenehme Temperaturen. „30 Grad am Tag und fast 20 in der Nacht - die Weizenernte ist in vollem Gange und die Regenzeit naht.“
Angst verspürt Torsten Kinghorst bei seinem Einsatz im gebirgigen Katastrophengebiet nicht. „Wir Auslandshelfer sind gut trainiert und vorbereitet.“ Ende April hat seine Nepal-Mission begonnen, schon in wenigen Tagen wird sie enden. Bereits jetzt zieht er zufrieden Zwischenbilanz: „Unser Einsatz ist nützlich und sehr erfolgreich.“