Essen. Der Essener Dipendra Subedi lädt zur Solidaritätskundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz ein, um der Menschen in seiner Heimat Nepal zu gedenken.
Die schreckliche Nachricht erreichte Dipendra Subedi in der Linie 107 Richtung Zollverein. In der Straßenbahn erfuhr er vergangenen Samstag vom Erdbeben in seiner Heimat. „Ein Freund aus Kiel berichtete mir am Telefon von dem Unglück in Nepal“, sagt der 35-Jährige, der seitdem keine Nacht mehr geschlafen hat. Weil er nicht untätig bleiben kann, sammelt er jetzt Spenden und hat für den heutigen Donnerstag, 12 Uhr, eine Solidaritätsveranstaltung auf dem Willy-Brandt-Platz organisiert. 200 Teilnehmer sind angemeldet.
Dipendra Subedi kennt die betroffene Region gut. Er war im März selbst dort, hat früher in Kathmandu Anglistik studiert, später sein Studium in Essen fortgeführt, wo er mit seiner Familie lebt. Der Vater einer kleinen Tochter arbeitet als Dolmetscher für Gerichte, auf Zollverein führt er Gäste über das Weltkulturerbe. Seine Situation beschreibt er derzeit mit einer furchtbaren Unruhe: „Wir Nepalesen, die in und um Essen leben, fühlen uns hilflos und ohnmächtig.“ Er selbst vermisse zwar keine Angehörigen, da deren Dorf kaum betroffen sei, sagt er. Aber er kennt so viele Menschen, die Angehörige verloren haben oder die nicht wissen, ob diese noch leben.
Regelmäßig telefoniert Subedi mit Freunden in Nepal: „Dort sind ganze Dörfer einfach verschwunden“, sagt er. Was die Menschen ihm erzählen, „das ist noch viel schlimmer als die Bilder, die wir hier im Fernsehen sehen“. Daher hat er beschlossen, selbst nach Nepal zu reisen und vor Ort zu helfen, sobald er sich frei nehmen kann. Auch sein Bruder werde fliegen, einige seiner Freunde und Bekannten ebenso. Zuvor hoffen sie, einen Teil ihrer Spenden in einem Flugzeug nach Nepal schicken zu können, berichtet Subedi von ihren Plänen und auch von seinem vergangenen Besuch in Nepal. „Ich habe vor einigen Wochen noch einen Bekannten getroffen, der jetzt gestorben ist“, erzählt der 35-Jährige. Obwohl er nicht streng gläubig sei, seien ihm nun Rituale wichtig. „Dazu gehört es, auf eine Mahlzeit zu verzichten, wenn jemand gestorben ist, den man persönlich kannte“, sagt er, der zudem an den Toten und dessen gute Taten denkt.
Auf dem Willy-Brandt-Platz wird es heute für alle Opfer eine Schweigeminute geben, kündigt Dipendra Subedi an und lädt alle Menschen ein, die sich informieren, helfen oder einfach nur dabei sein wollen.