Essen. . In wenigen Wochen gilt: Wer den Makler beauftragt, muss ihn bezahlen. Die Branche befürchtet, dass Essener Vermieter dann lieber selbst nach Mietern suchen.

Das Image der Wohnungsmakler ist nicht sonderlich gut: Sie schießen ein paar Fotos, machen schnell ein paar Besichtigungstermine, legen Mietern schließlich einen Standard-Mietvertrag vor und kassieren dafür zwei satte Monatsmieten.

Der Essener Immobilienmakler Wolfgang Tullius kennt den Ruf seiner Branche und spricht natürlich von Vorurteilen. Seit einigen Wochen ist der 61-Jährige neuer Vorstand des Immobilienverbands Deutschland (IVD) in Essen und vertritt die Interessen von rund 40 Maklern in der Stadt.

Für seinen Berufszweig bricht in wenigen Wochen, am 1. Juni, ein neues Zeitalter an. Dann muss derjenige den Makler bezahlen, der ihn bestellt hat. Und das ist in der Regel der Vermieter.

Vermieter werden genauer hinschauen, was der Makler leistet

Das so genannte Bestellerprinzip wird die Branche in Essen verändern. In erster Linie fürchtet Tullius, dass seine Zunft an den Rand gedrückt wird und Vermieter lieber erstmal selbst auf Mietersuche gehen. Denn, und das sagt auch der Wohnungs- und Grundeigentümerverein Haus und Grund: Vermietern dürfte es in Essen kaum gelingen, die Kosten für den Makler über eine höhere Miete wieder einzuspielen.

Tullius vermutet, dass sich einige Makler künftig ganz aus dem Mietwohnungsgeschäft zurückziehen. Anderen, die bislang fast ausschließlich von dem Geschäft gelebt haben, dürfte es vielleicht sogar an die Existenz gehen. „Einen Knick gibt es auf jeden Fall.“

Zumindest, und das ist Tullius’ Hoffnung, verschwinden wohl vor allem die schwarzen Schafe von der Bildfläche, die das Image der Branche nach unten gezogen haben. Vermieter jedenfalls werden jetzt genauer hinschauen, was der Makler leistet, wenn sie ihn bezahlen müssen, glaubt auch Werner Weskamp, Geschäftsführer von Haus und Grund Essen.

Makler wollen mit mehr Leistung bei den Vermietern punkten

Makler wie Tullius haben sich auf die neue Zeit vorbereitet. Sie wollen unter anderem mit mehr Leistung bei den Vermietern punkten. Tullius beispielsweise hat für seine Auftraggeber ein neues Servicepaket geschnürt, das auch Versicherungsleistungen beinhaltet. In den nächsten Wochen soll es zudem ein IVD-Treffen in Essen geben, wo sich Makler über die neuen Regelungen und Erfahrungen austauschen wollen.

Die Essener Mietergemeinschaft begrüßt das neue Bestellerprinzip uneingeschränkt: „Das ist eine gute Sache für die Mieter“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Siw Mammitzsch. Mieter sparen künftig schließlich nicht nur die Makler-Courtage. Es dürfte auch nicht schaden, wenn sich der Makler für zufriedene Kunden nun mehr strecken muss.