Essen. Jedes Jahr Millionenverlust. Die Suche nach Einsparungen hat bisher wenig gebracht. Schließungen wären zu teuer. Höhere Gebühren verschlechtern Konkurrenzfähigkeit
Die Friedhöfe bleiben das Sorgenkind von Grün und Gruga (GGE). Trotz der Einnahmen von fast zehn Millionen Euro 2014, liegen die Ausgaben weit höher, ergibt sich ein Verlust von rund 1,65 Millionen Euro. Und das seit Jahren.
Das Minus zieht die Gesamtbilanz von GGE runter – bis Dezember 2014 ergab sich dort erstmals ein „negativer Kassenstand“, weil sich die Verluste bei den Friedhöfen nicht ausgleichen lassen. Jetzt kam alles auf den Prüfstand, um vielleicht doch irgendwie zu einer schwarzen Null unter dem Schlussstrich zu kommen. Sogar die Schließung von 15 der 23 Essener Friedhöfe war kein Tabu mehr.
Der städtische Arbeitskreis Friedhöfe hat Strategien und Alternativen aufgelistet und analysiert. Doch wie immer man es wendete und drehte, es rechnete sich nicht.
Kleinere Friedhöfe werden stärker genutzt
Die Schließung von Friedhöfen würde gar ein noch größeres Loch in die Kasse schlagen. Die Aufgabe der 15 kleineren, stadtteilbezogenen Ruhestätten – darunter Burgaltendorf, Süd- und Siepenfriedhof, würde kurz- und mittelfristig zu höheren Ausgaben führen, weil die Friedhöfe wegen der dort Bestatteten mehrere Jahrzehnte lang weiter für die Angehörigen geöffnet bleiben müssten, in diesem Zeitraum aber die Einnahmen wegen des Verzichts auf weitere Beerdigungen wegfallen würden. Hinzu kommt, dass „Bei-Bestattungen“ in Familiengräbern weiter ermöglicht werden müssen.
Der Arbeitskreis weist in seinem Zwischenbericht, der jetzt dem Umweltausschuss vorgelegt wird, außerdem darauf hin, dass die kleineren Friedhöfe von den Anwohnern des Stadtteils mehr genutzt werden als zentrale Ruhestätten.
Engpässe bei Beerdigungsterminen
Also die Friedhofsgebühren erhöhen? Das wäre vielleicht eine Lösung, wenn es da die private Konkurrenz nicht gebe. Um die Kosten zu decken, müssten die Gebühren um 20 Prozent angehoben werden. Doch private Anbieter sind schon jetzt günstiger. Deshalb, so der Arbeitskreis, müsste die „Preisgestaltung der Mitbewerber“ mit berücksichtigt werden, um „konkurrenzfähig“ zu bleiben.
Die Personalkosten werden sich kaum senken lassen. Die Zahl der Mitarbeiter wurden in den vergangenen 20 Jahren von 200 auf 139 reduziert. „Weitere Personaleinsparungen lassen sich kaum mehr realisieren“, heißt es im Bericht. Schon jetzt sei es zu Engpässen bei den Beerdigungsterminen gekommen.
"Verschärfter Wettbewerb"
Denkbar wäre die weitere Vergabe von Grundpflegearbeiten – wie bereits auf zehn Friedhöfen geschehen. Ebenso ein Verkauf von „Überhangflächen“, die nicht benötigt werden.
Insgesamt aber ist eine „Konsolidierung der städtischen Bestattungseinrichtungen aus eigener Kraft kurzfristig nicht möglich“, resümiert der Arbeitskreis. Der Anteil der Beisetzungen auf städtischen Friedhöfen ist seit 2003 von 75 auf 61 Prozent gesunken. Das liege am „verschärften Wettbewerb“ und auch an der steigenden Lebenserwartung. Ein weiterer Kostenfaktor: Der Trend zu Urnen- und anonymen Beisetzungen (beides zusammen 72 Prozent) halte unvermindert an. Auch, weil es günstiger ist. Und weil das Sterbegeld weggefallen ist.
Jetzt loten in einem zweiten Arbeitskreis Politiker und Finanzexperten das Machbare aus. „Wir müssen in diesem Jahr noch etwas tun“, betont Bernd Schmidt-Knop, Betriebsleiter von Grün und Gruga. „Es besteht Handlungsbedarf.“