Essen-Holsterhausen. . Carmen Birkholz bietet in ihrem Holsterhauser Institut Trauerbegleitung an. Ihre Erfahrungen hat sie jetzt in einem Buch verarbeitet.

Unter dem Titel „Bis mein Leben neue Knospen treibt“ hat die Holsterhauserin Carmen Birkholz jetzt ihr erstes Buch veröffentlicht. Sie will damit Trauernde begleiten. „Den Impuls, das Buch zu schreiben, haben letztlich die Teilnehmer an meinen Abschieds-Abenden gegeben, die ich seit 2005 einmal im Jahr für Menschen veranstalte, die einen Abschied hinter sich haben. Sie wollten meine Texte schriftlich haben“, sagt die 50-jährige evangelische Theologin. Bei den Abenden gehe es nicht nur um die Trauer um Verstorbene, sondern auch um den Abschied von Partner, Job, Wohnort, Freunden oder eigenen Fähigkeiten.

Für das Buch sichtete sie ihre Beiträge aus den letzten zehn Jahren, stellte sie neu zusammen, versah sie mit ästhetisch ansprechenden Fotos und Vorschlägen, die den Lesern aus der Trauer helfen können. Im Mittelpunkt steht im Buch die Trauer um einen verstorbenen Menschen.

Auch im Rahmen ihrer täglichen Arbeit in ihrem 2004 gegründeten Institut für Lebensbegleitung an der Cranachstraße begleitet Carmen Birkholz oft Trauernde. „Nein, das ist nicht frustrierend. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, die Menschen aus ihrer Starre herauszuholen. Wenn das gelingt, hat das etwas sehr Befriedigendes.“ Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sie auf Rituale, die sich aus der Biografie des Einzelnen ergeben und die sich auch für Menschen eignen, die sich in der Kirche nicht aufgehoben fühlen. „Wer trauert, muss sich selbst etwas Gutes tun“, ist sie überzeugt. So mancher wird beim Lesen Dinge oder Situationen wiedererkennen, zum Beispiel, wenn die Autorin den Duft von frisch gebackenen Waffeln beschreibt, der an Markttagen durch Holsterhausen weht und irgendwie etwas Tröstliches hat . . .

In ihrem Buch verarbeitet die Theologin in anonymer Form Schicksale, die ihr bei ihrer Arbeit begegneten: den Tod eines 21-Jährigen, der vom Zug erfasst wurde, die Geschichte eines alten Ehepaares, das über alles sprach, aber nicht über den bevorstehenden Krebstod der Frau. „Zu persönlich darf ich nicht werden, denn bei meiner Arbeit unterliege ich der Schweigepflicht“, so die Autorin, die in einem Fall bei der Familie des Verstorbenen nachfragte, ob die Darstellung im Buch für sie in Ordnung sei.

Birkholz, die früher Erfahrungen in der Gemeinde- und Hospizarbeit sowie in der Krankenhausseelsorge sammelte, spiegelt aber auch ihre eigenen Trauererfahrungen. Als ihr Vater in den 1980-Jahren starb, habe sie die Todesnachricht bei einer Ferienfreizeit in Frankreich erhalten. Damals hätte sie sich eine andere Kommunikation gewünscht. „So etwas verhindert manchmal nicht nur das richtige Abschiednehmen, sondern sorgt auch für atmosphärische Störungen innerhalb der Familie, die man vermeiden kann“, weiß die Theologin aus Erfahrung.

Die Autorin Carmen Birkholz wird ihr Buch im Rahmen einer Lesung in der Gärtnerei Kreuselberg in Haarzopf, Dellberg 43, am Sonntag, 15. März, 11 Uhr, vorstellen. Sie wird sieben ausgewählte Texte präsentieren und von einer Geigerin begleitet.

Das Buch ist im Patmos-Verlag erschienen, im Buchhandel erhältlich und kostet 14,99 Euro. Die Bilder stammen fast alle vom Frohnhauser Fotografen Udo Geisler.