Essen. . Bislang sorgt die RGE in Behelfsunterkünften für Flüchtlinge für Sicherheit. Ab Mai übernimmt eine Privatfirma den Job. Die Stadt spart dadurch Geld, aber bei ihrer Tochter drohen Kündigungen.
Dicke Luft bei der RGE Servicegesellschaft Essen: Bis zu 60 Mitarbeitern des städtischen Tochterunternehmens droht die Kündigung. Hintergrund: Der Dienstleister European Homecare (EHC) hat die Verträge für die Sicherheitsdienste in den städtischen Behelfsunterkünften für Asylbewerber kurzfristig gekündigt. Schon ab dem kommenden Monat übernimmt dort ein zur Gelsenkirchener Stölting Service Group gehörendes Sicherheitsunternehmen den Job. Dieses sorgt bereits in der Einrichtung des Landes im Optipark in Essen-Altendorf für Sicherheit rund um die Uhr.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist alarmiert. Sie fürchtet um die Arbeitsplätze bei der RGE und wundert sich. Denn Auftraggeber von European Homecare ist die Stadt Essen. Die Stadt stehle sich aus der Verantwortung, kritisiert die Linke.
RGE ist in sieben Übergangswohnheimen tätig
Der Asyldienstleister mit Sitz in Essen-Stadtwald war nach den Worten eines Unternehmenssprechers sehr wohl zufrieden mit den Leistungen der RGE. Es sei der „politischer Wunsch“ gewesen, die kommunale Gesellschaft ins Boot zu holen. Das Interesse dürfte beiderseitig gewesen sein. War European Homecare doch bundesweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem es zu Übergriffen auf Flüchtlinge durch Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsunternehmens in einem Asylheim in Burbach im Siegerland und mutmaßlich auch in der Landeseinrichtung im Optipark gekommen war.
Im Oktober und November vergangenen Jahres übernahm in Essen die RGE. In sieben Übergangswohnheimen ist die Stadttochter tätig. 60 Arbeitsplätze waren dafür eigens nach Angaben des Unternehmens geschaffen worden. Die Betroffenen könnten nun bald auf der Straße stehen. „Es wird schwer, die Mitarbeiter anderswertig unterzubringen“, sagt RGE-Personalchef Tobias Huber.
Privater Anbieter ist deutlich günstiger: Stadt spart mehr als eine halbe Million Euro
Aus Sicht von European Homecare hätte nichts dagegen gesprochen, mit der RGE weiterzumachen. Zumal die Kosten für den Sicherheitsdienst eins zu eins an die Stadt Essen weitergegeben werden, wie der Sprecher betont. Es sei jedoch der Wunsch der Stadt gewesen, dass HCE eine private Sicherheitsfirma beauftragt. Warum? Der private Anbieter ist deutlich günstiger als die RGE. Die Stadt spart mehr als eine halbe Million Euro pro Jahr ein. „Wir sind angesichts der Haushaltssituation gehalten, die Kosten zu senken“, betont Sozialdezernent Peter Renzel.
„Qualität hat ihren Preis“, kommentiert Gewerkschaftssekretärin Martina Peil. Die Erfahrungen mit der Sicherheit in Asylbewerberheimen hätten gezeigt, „dass nicht der Billigste, sondern der Qualifizierteste“ den Zuschlag bekommen solle. Nicht nur Verdi fürchtet, dass die Qualität unter dem neuen Anbieter sehr wohl leiden könnte. „Keine Billigheimer bei der Flüchtlingsbetreuung“, fordert plakativ die Linksfraktion. European Homecare hält dagegen: Sowohl die RGE als auch das Sicherheitsfirma der Stölting Service Group erfüllten die geforderten Standards.
Essener Stadttochter zahlt um 2,50 Euro höheren Tarif
Dass dies zu günstigeren Preisen möglich ist, erklärt sich laut RGE allein mit den geringeren Personalkosten. Die Stadttochter zahlt nach eigenen Angaben einen um 2,50 Euro höheren Tarif; dies sei der geforderten Leistung angemessen. Die Mitarbeiter der Konkurrenz erhielten lediglich einen „Nachtwächterlohn“.
Verdi und die Linke fürchten, dass durch den Anbieterwechsel eine Abwärtsspirale bei der Entlohnung in Gang kommt. Hintergrund: In den regulären städtischen Asylheimen versieht nach wie vor die RGE den Sicherheitsdienst. Der Vertrag läuft zum Jahresende aus. . .