Essen. . Um vielen Flüchtlingen den Umzug ins Zuhause zu ermöglichen, sucht die Essener Sozialverwaltung Wohnungen. 2015 sollen gut 650 Flüchtlinge in Wohnungen ziehen.

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen will die Stadt verstärkt Privatvermieter und Wohnungsgesellschaften bitten, Wohnraum für Asylbewerber bereitzustellen.

2015 rechnet Essen mit gut 1900 weiteren Asylbewerbern, darum müssen Unterkünfte erweitert und neue geschaffen werden. In der Vorlage, über die der Rat am Mittwoch entscheidet, heißt es auch: „Die Vermittlung in Wohnraum ist das vorrangige Ziel bei der Unterbringung von Flüchtlingen.“ Die Sozialverwaltung peilt an, dass 2015 gut 650 Flüchtlinge in Wohnungen umziehen, im Vorjahr waren es 464, 2013 nur 136.

Die Zahlen zeigen, dass das Vermittlungsgeschäft Fahrt aufnimmt. Und Sozialdezernent Peter Renzel wünscht sich noch mehr Schwung; bereits im Februar appellierte er auf einer Bürgerversammlung in Werden: „Wir brauchen Ihre Unterstützung. Bei den vermittelten Mietern gab es keine besonderen Probleme. Das sind Nachbarn wie Sie und ich." Renzel kündigte eine Info-Kampagne an, ein Servicetelefon soll eingerichtet werden.

Konzept „Wohnraum für Flüchtlinge“

Vorreiter bei dem Thema ist die Allbau AG mit ihren 40.000 Mietern, die mit Caritas, Diakoniewerk und Stadt das Konzept „Wohnraum für Flüchtlinge“ entwickelt hat. Dabei wird darauf geachtet, dass die Neu-Mieter eine Bleibe-Perspektive haben. „Zum einen wollen wir keine ständigen Mieterwechsel, zum anderen sollen die Menschen eine Chance haben, sich zu integrieren“, sagt Allbau-Prokurist Samuel Serifi. Um die Integration zu fördern, vermiete man nicht ganze Häuserblocks, sondern nur einzelne Wohnungen an Flüchtlinge – inzwischen schon 120 mit gut 300 Bewohnern. Die vier Sozialmanager des Allbaus vermittelten zwischen Neu- und Altmietern. Besondere Vorkommnisse? Keine.

So erlebt es auch Dirk Berger vom Diakoniewerk, das Betroffenen beim Übergang von Asylheim ins traute Heim hilft. „Manche haben Angst, auf sich gestellt zu sein.“ Das Diakoniewerk begleitet sie, ebnet mit Sprachmittlern den Weg durch den Bürokratiedschungel.

Kurzer Draht zur Stadt

Wenn man bei der Belegung sensibel vorgehe und Ghettos vermeide, fänden sich die Flüchtlinge im Alltagsleben rasch zurecht, sagt Nina Henckel, Sprecherin der Deutschen Annington, die bundesweit gute Erfahrungen mit Asylbewerbern gemacht hat. Obwohl sie den kurzen Draht zur Stadt lobt, ist in Essen offenbar noch Luft nach oben: „Wir haben hier sechs Wohnungen an Flüchtlinge vermietet – und könnten jederzeit mühelos aufstocken.“

Dass der Mietvertrag für das erste Jahr mit der Stadt geschlossen wird, mag manchem Vermieter Sicherheit geben. Die Annington möchte Flüchtlinge gern selbst langfristig als Mieter binden: „Für uns heißt das im besten Fall, dass wir Familien mit Kindern in Viertel bekommen, wo die anderen Mieter schon älter sind. Bei dem Thema können wir nur gewinnen.“